Brexit-Beauftragter: EU wird nach Brexit mit einer Stimme sprechen

17.01.2020 13:41

London (dpa) - Der Brexit-Beauftragte des Europaparlaments geht nicht
davon aus, dass sich die EU-Staaten bei Verhandlungen über ein
Freihandelsabkommen mit London nach dem Brexit auseinanderdividieren
lassen. Das machte Guy Verhofstadt am Freitag in einem Interview mit
dem Radiosender BBC 4 deutlich. «Es gibt seit dem Brexit wirklich ein
Gefühl, dass dieses europäische Projekt wichtig ist, dass der
Binnenmarkt entscheidend ist, um in der Welt von morgen zu
überleben», sagte Verhofstadt. Wenn es eine gute Sache am Brexit
gebe, dann, dass der EU-Austritt der Briten als abschreckendes
Beispiel auf dem Kontinent gewirkt habe.

Großbritannien wird die EU am 31. Januar verlassen. Bis Ende des
Jahres gilt eine Übergangsphase, während der fast alles beim Alten
bleibt. In dieser Zeit wollen beide Seiten ein Abkommen über die
künftigen Beziehungen aushandeln.

Zufrieden zeigte sich Verhofstadt über ein Gespräch mit dem
britischen Brexit-Minister Stephen Barclay am Donnerstag. Barclay
habe ihm versichert, dass EU-Bürger nicht automatisch aus
Großbritannien abgeschoben würden, weil sie ihren Antrag auf
Bleiberecht nach dem Brexit nicht rechtzeitig gestellt hätten.

In Großbritannien lebende EU-Bürger haben noch bis Ende des Jahres
Zeit, um einen Aufenthaltstitel für die Zeit nach dem Brexit zu
beantragen.

Die Bestätigung ihres Aufenthaltsstatus sollen sie sich künftig laut
Verhofstadt auch ausdrucken können. Bisher ist nur eine digitale
Bestätigung verfügbar.

In Großbritannien leben Schätzungen zufolge etwa 3,5 Millionen
EU-Bürger. 2,7 Millionen haben Regierungsangaben aus London zufolge
bereits einen Antrag gestellt. Davon seien 2,45 Millionen bereits
bearbeit und bis auf wenige Ausnahmen auch bewilligt worden.