Mehrere Kreditinstitute führen Strafzinsen ein

18.01.2020 05:10

Frankfurt/Main (dpa) - Zum Start ins neue Jahr Negativzinsen:
Mindestens 16 Institute, vor allem Volksbanken und Sparkassen, haben
nach Daten des Internetportals Verivox in den ersten Wochen 2020
Negativzinsen für Geldanlagen von Privatkunden eingeführt oder
bestehende Strafzinsen erhöht. «Die Wucht der Negativzinswelle hat in
diesem Jahr noch einmal deutlich zugenommen», sagte Oliver Maier,
Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.

Maier wies darauf hin, dass die Einführung zunächst nur für Neukunden

gelte. Wolle eine Bank von Bestandskunden Strafzinsen erheben, müsse
sie dies mit den Betroffenen individuell vereinbaren.

Nach Verivox-Daten, für die im Internet veröffentlichte Preisaushänge

von 800 Banken und Sparkassen ausgewertet werden, verlangen aktuell
38 Institute Negativzinsen von Privatkunden - in der Regel für
Guthaben auf dem Tagesgeldkonto. Hinzu kämen sieben Finanzhäuser, bei
denen das Tagesgeldkonto Gebühren koste. Dadurch entstünden faktisch
Negativzinsen, auch wenn sie nicht als solche ausgewiesen seien.

In der Regel trifft es reiche Privatkunden. Verivox zufolge verlangen
derzeit allerdings fünf Institute für Tagesgeldeinlagen unter 100 000
Euro Negativzinsen - zwei davon verzichteten komplett auf einen
Freibetrag.

CSU-Finanzpolitiker Hans Michelbach geht davon aus, dass Bankkunden
künftig noch mehr mit Strafzinsen konfrontiert sein werden. «Die
Spirale wird sich weiter drehen», sagte Michelbach der «Passauer
Neuen Presse» (Samstag). Dadurch leide das Vertrauen der Menschen in
die Soziale Marktwirtschaft. «Die Leute sagen, es kann doch nicht
sein, dass ich auf mein sauer verdientes Geld bei der Bank auch noch
selbst Zinsen zahlen muss.» Michelbach schlägt einen vom Staat
aufgelegten Innovationsfonds mit einem Garantiezins von zwei Prozent
als sichere Anlagealternative vor.

Geschäftsbanken müssen mittlerweile 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn
sie überschüssige Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB)
parken. Auch wenn es neuerdings Freibeträge für bestimmte Summen
gibt, bleibt dies für die Branche eine Milliardenbelastung. Die
Kosten geben immer mehr Geldhäuser inzwischen weiter und berechnen
ihren Kunden Negativzinsen. Nach Angaben der Bundesbank gab es im
vergangenen Jahr 1783 Banken und Sparkassen in Deutschland.