Angst unter EU-Ausländern in Großbritannien trotz Aufenthaltsrechts

20.01.2020 18:52

London (dpa) - Viele EU-Ausländer in Großbritannien sind nach einer
neuen Studie wegen des Brexits stark verunsichert, obwohl sie bereits
ein Aufenthaltsrecht für das Vereinigte Königreich bekommen haben.
«Sie fühlen sich nicht willkommen und haben Angst um ihre Zukunft»,
sagte Tanja Bueltmann von der Northumbria Universität bei der
Präsentation einer Studie am Montag in London. «Es gibt eine Erosion
des Vertrauens und der Sicherheit», sagte die gebürtige Deutsche.

Für die Untersuchung wurden mehr als 3000 in Großbritannien lebende
EU-Ausländer befragt. Etwa 71 Prozent von ihnen hatten bereits
beantragt, trotz des EU-Austritts Großbritanniens im Land bleiben zu
dürfen. Von ihnen können knapp 88 Prozent dauerhaft bleiben und etwa
12 Prozent vorübergehend. Doch fast alle der Studienteilnehmer gaben
an, dass sie sich dennoch verängstigt oder unerwünscht fühlten.

«Mein Ehemann arbeitet seit 30 Jahren in der britischen Armee. Es ist
eine Schande, dass ich den Antrag stellen muss», zitierte Bueltmann
die Antwort einer Studien-Teilnehmerin. Viele hätten auch Probleme
damit, sich online um das Aufenthaltsrecht zu bewerben. Die Anträge
würden sogar in Pubs und Gartencentern mit Hilfe von Fremden
gestellt, um bloß keinen Fehler zu machen, so die Professorin.

Die Umfrage hatte sie mit der Nichtregierungsorganisation
«the3million» erstellt, die sich für EU-Ausländer in Großbritanni
en
einsetzt. Im Land leben mehr als drei Millionen EU-Bürger.
Großbritannien tritt am 31. Januar aus der Staatengemeinschaft aus.
In einer Übergangsphase bis Ende 2020 ändert sich aber fast nichts.