BdB-Präsident: EZB soll Minuszinsen für Banken sofort aussetzen

02.04.2020 16:50

Frankfurt/Main (dpa) - Bankenpräsident Hans-Walter Peters fordert von
der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Ende der Belastung der Banken
durch Negativzinsen. «Es ist dringend geboten, angesichts der
wirtschaftlichen Lage in Europa die Minuszinsen sofort auszusetzen»,
sagte der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) dem
«Handelsblatt» (Donnerstag). So könnten Kreditinstitute ihr
Eigenkapital stärken und täten sich bei der Kreditvergabe leichter,
argumentierte Peters.

Geldhäuser müssen derzeit 0,5 Prozent Zinsen zahlen, wenn sie Geld
bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Auch wenn es
inzwischen höhere Freibeträge gibt, ist das eine Milliardenbelastung
für die Branche. An Firmenkunden geben Banken und Sparkassen die
Kosten schon länger weiter, zunehmend sind auch Privatkunden mit
höheren Guthaben betroffen.

Seit Einführung der Negativzinsen vor knapp sechs Jahren habe die EZB
rund 26,5 Milliarden Euro von den europäischen Banken eingezogen,
erklärte Peters. «Das ist Geld, das den Banken heute fehlt, um ihre
Kunden mit Krediten zu versorgen.»

Peters rechnete vor: Da die Institute im Schnitt bei der Vergabe von
Krediten rund zehn Prozent Eigenkapital zurücklegen müssten, könnten

sie mit 4,2 Milliarden Euro neuem Eigenkapital mehr als 40 Milliarden
Euro zusätzliche Darlehen vergeben. «Eine solche Unterstützung der
Banken durch die EZB wäre angesichts der enormen wirtschaftlichen
Herausforderungen, vor denen Europa steht, politisch nicht nur
vertretbar, sondern sogar angebracht», sagte Peters.

An anderer Stelle hat die Bankenaufsicht der EZB - wie andere
Aufsichtsbehörden - die Banken bereits entlastet. So dürfen die
Institute unter anderem vorübergehend Vorgaben für Kapital- und
Liquiditätspuffer unterschreiten.