Unionsabgeordnete: Kinder aus griechischen Flüchtlingslagern holen

06.04.2020 04:35

Berlin (dpa) - Eine Gruppe von gut 50 Unionsabgeordneten hat an
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen appelliert, Kinder aus
den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln in anderen
EU-Ländern unterzubringen. «In Anbetracht der weltweit rasanten
Ausbreitung des Coronavirus ist eine umgehende Aufnahme» geflüchteter
Kinder «dringend geboten», heißt es in einem Schreiben, das der
Deutschen Presse-Agentur vorliegt. «Die dramatische Lage in den
Flüchtlingslagern in Griechenland kann uns alle in Europa nicht
unberührt lassen. (...) Viele Kinder leiden unter Traumata aufgrund
ihrer Kriegserfahrungen und den Zuständen in den Hotspots. Diese
Situation ist inakzeptabel für uns Europäer.»

Mit ausdrücklicher Unterstützung von Unionsabgeordneten habe der
Koalitionsausschuss jüngst vereinbart, einen humanitären Beitrag zu
leisten, um insbesondere die Situation der Kinder in den Hotspots zu
verbessern. Im Rahmen einer «Koalition der Willigen» auf EU-Ebene
stehe Deutschland bereit, «hierbei einen angemessenen Anteil zu
übernehmen». Den Schutzsuchenden in den Flüchtlingslagern «droht ei
ne
Katastrophe, sobald die Erkrankung Covid-19 dort ausbricht».

Die EU «befindet sich angesichts dieser katastrophalen Zustände in
einer ernsthaften Bewährungsprobe». Die EU müsse «unseren Partner
Griechenland bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen und
entlasten». Daher stehe die Kommission «in der dringenden
Verantwortung», gegebenenfalls in Absprache mit der
UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR es rasch zu ermöglichen, dass die
Kinder aus den überfüllten Flüchtlingslagern nach Deutschland und
andere bereitwillige EU-Mitgliedstaaten gebracht werden könnten.

Der Koalitionsausschuss von Union und SPD hatte im März beschlossen,
im Rahmen der EU-Partner Griechenland angesichts der schwierigen
humanitären Lage auf den griechischen Inseln einen Anteil von
insgesamt etwa 1000 bis 1500 Kindern nach Deutschland zu holen und zu
betreuen. Es handelt sich laut dem Koalitionsbeschluss um Kinder, die
schwer erkrankt oder unbegleitet und jünger als 14 Jahre sind.