Maas: Strategische Abhängigkeiten Europas verringern

25.05.2020 09:32

Berlin (dpa) - Außenminister Heiko Maas (SPD) will als Lehre aus der
Corona-Krise mehr europäische Eigenständigkeit bei Schutz der
wirtschaftlichen Lebensgrundlagen. «Wir müssen unsere Abhängigkeiten

in strategisch wichtigen Bereichen dringend verringern: im
Gesundheitssektor, aber genauso bei Energie, Informationstechnik,
Ernährung, Logistik und Rohstoffen wie Seltenen Erden», erklärte Maas

am Montag in Berlin bei der ersten digitalen Botschafterkonferenz
seines Ministeriums. «Wo es um die Sicherheit und Gesundheit unserer
Bevölkerung geht, da muss die EU die sichere Versorgung garantieren
können», sagte er laut Redemanuskript weiter.

Dies sei keine Abkehr vom freien Handel. «Aber die Balance zwischen
internationaler Arbeitsteilung und den Risiken strategischer
Abhängigkeiten muss neu justiert werden», so Maas. «Und ich möchte,

dass Deutschland und Europa dabei Vorreiter sind.» Auch gehe es
darum, Europas Einfluss in einer Post-Corona-Welt zu sichern. Das im
Internet abgehaltene Treffen sollte auch der Kursbestimmung vor der
deutschen EU-Ratspräsidentschaft ab Juli dienen.

Maas verwies darauf, dass die Corona-Pandemie weitreichende Folgen
für die Außen- und Sicherheitspolitik haben werde und globale
Ungleichgewichte verstärken könne. Wer im geopolitischen Ringen
dieser Tage als vermeintlicher Sieger vom Platz gehen werde, sei
nicht klar.

«Die meisten Wetten lauten auf China. Aber ist es so einfach?»,
fragte Maas. «Und werden internationale Unternehmen weiter «just in
time» in China produzieren, wenn die Ursachen einer solchen Krise
nicht nachprüfbar aufgearbeitet werden?» Auch beim Blick über den
Atlantik sei ein «Zerrbild» entstanden. «Es zeigt die USA in völlig
er
Überforderung - irgendwo zwischen kollabierendem Gesundheitssystem
und galoppierenden Arbeitslosenzahlen», so Maas. Dabei sind sich fast
alle Experten einig, dass vor allem die Digitalwirtschaft mächtiger
aus der Krise hervorgehen werde - und damit viele große
US-Unternehmen.