EZB: Corona-Pandemie verschärft Risiken für Finanzstabilität

26.05.2020 15:00

Frankfurt/Main (dpa) - Die Corona-Pandemie verschärft nach
Einschätzung von Europas Währungshütern die Risiken und
Herausforderungen für die Finanzstabilität im Euroraum. Selbst wenn
die Infektionsraten in vielen Ländern inzwischen wieder sinken,
hätten die wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus die Schwachstellen
noch deutlicher zutage gefördert, stellt die Europäische Zentralbank
(EZB) in ihrem halbjährlichen Finanzstabilitätsberichts fest.

«Die Pandemie hat einen der schärfsten wirtschaftlichen Abschwünge in

der jüngeren Geschichte verursacht, aber weitreichende politische
Maßnahmen haben einen finanziellen Kollaps verhindert», erklärte
EZB-Vizepräsident Luis de Guindos am Dienstag in Frankfurt. «Dennoch
müssen die Auswirkungen der Pandemie auf die Rentabilitätsaussichten
der Banken und die mittelfristigen öffentlichen Finanzen angegangen
werden, damit unser Finanzsystem die wirtschaftliche Erholung
weiterhin unterstützen kann.»

Etliche Staaten schieben seit Jahren gewaltige Schuldenberge vor sich
her, Banken tun sich mit dem Geldverdienen schwer - auch weil die EZB
die Zinsen auf Rekordtief hält und die Institute mit Negativzinsen
belastet. Der Anstieg der Staatsverschuldung wegen der
milliardenschweren Corona-Hilfen könnte nach Einschätzung der EZB den
Druck gerade auf besonders hoch verschuldete Euroländer wieder
erhöhen. Zudem müssten sich Geldhäuser auf härtere Zeiten einstelle
n:
Die Eigenkapitalrenditen für Banken im Euro-Währungsgebiet werde im
Jahr 2020 «voraussichtlich deutlich niedriger sein als vor der
Pandemie», prognostiziert die Notenbank.