Gentiloni warnt vor Auseinanderbrechen der Euro-Zone

11.07.2020 05:15

Berlin (dpa) - Der EU-Währungskommissar Paolo Gentiloni hat die
Staats- und Regierungschefs der EU aufgerufen, sich schnell auf einen
Plan zum Wiederaufbau nach der Corona-Krise zu einigen. «Wovor wir
immer gewarnt haben, bestätigt sich jetzt: Die Covid-Rezession droht
die Euro-Zone zu zerreißen», sagt der Italiener der «Welt» (Samstag
).

Die neue EU-Konjunkturprognose zeige, dass die Corona-Krise die
wirtschaftlichen Unterschiede schneller verstärke als gedacht. «Die
Rezession wird tiefer als erwartet und die Länder im Euro-Raum
entwickeln sich wirtschaftlich noch stärker auseinander als noch im
Frühjahr prognostiziert», warnte Gentiloni. Doch wenn die amtierende
Ratspräsidentin und Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Kompromiss
vorantreibe, «können wir noch in diesem Monat eine Einigung
erzielen».

Großes Interesse sieht Gentiloni am Hilfsprogramm SURE, mit dem die
Kommission den EU-Staaten 100 Milliarden Euro Kredite zur
Finanzierung von Kurzarbeitsprogrammen bereitstellt. Frankreich,
Deutschland und die Niederlande würden wohl keine Anträge einreichen.
Doch es gebe Hinweise, dass zwei Drittel der Mitgliedstaaten dieses
Programm nutzen wollten. «Wir haben für die Verteilung der Mittel
keinen Schlüssel festgelegt, aber die 100 Milliarden sollten
ausreichen», sagte Gentiloni.