Johnson will 100. Jahrestag der Teilung Irlands mit Feier begehen

13.08.2020 19:36

Hillsborough/London (dpa) - Die britische Regierung plant
Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Teilung Irlands im kommenden
Jahr. Das teilte der Regierungssitz Downing Street am Donnerstag mit.
«Es ist eine Gelegenheit, Nordirland als attraktives Ziel zum Reisen,
Investieren und Geschäfte machen zu bewerben», hieß es in einer
Mitteilung der Regierung in London.

Die irische Insel wurde 1921 mit der Unabhängigkeit der späteren
Republik Irland und der Gründung des britischen Landesteils
Nordirland in zwei Teile gespalten. Während die Menschen in der
Republik Irland bis heute zum größten Teil katholisch sind, waren in
Nordirland zunächst die Protestanten in der Mehrheit. Inzwischen
halten sich die beiden Konfessionen dort ungefähr die Waage.

Früher systematisch benachteiligt, fordern Katholiken in Nordirland
seit Langem die Vereinigung mit der Republik im Süden. Drei
Jahrzehnte lang versuchte die katholisch-republikanische
Terrororganisation IRA, den Zusammenschluss mit Gewalt zu erzwingen.
Militante protestantische Gruppen, die Polizei und die britische
Armee schlugen mit aller Härte zurück. Der blutige Bürgerkrieg endete

erst 1998 mit dem Karfreitagsabkommen. Doch die nordirische
Gesellschaft ist bis heute tief gespalten.

Der britische Premierminister Boris Johnson verteidigte die Pläne zu
der Feier bei einem Treffen mit dem irischen Regierungschef Micheál
Martin am Donnerstag auf Schloss Hillsborough nahe Belfast. «Aus
meiner Sicht ist es offensichtlich ein Grund zum Feiern, weil ich das
Bündnis liebe, aus dem das Vereinigte Königreich besteht, die
erfolgreichste politische Partnerschaft auf der ganzen Welt», sagte
Johnson. Er verstehe aber natürlich, dass es «eine Menge Leute gibt,
die das anders sehen», so der Premier.

Die Frage, wie die Grenze zwischen Nordirland und dem EU-Mitglied
Irland künftig totz EU-Austritts der Briten offen bleiben kann, war
lange der schwierigste Knackpunkt in den Brexit-Gesprächen. Johnson
stimmte letztlich Warenkontrollen an den Häfen zwischen Nordirland
und dem Rest des Vereinigten Königreichs zu. Die Umsetzung dieser
Regelung steht aber noch aus.

Für Verwirrung sorgte, dass der britische Premier immer wieder
öffentlich bestritt, dass es Kontrollen geben wird. Auch am
Donnerstag sagte er, eine Grenze in der Irischen See werde es nur
über seine Leiche geben. Er bezog sich damit jedoch ausdrücklich nur
auf den Warenverkehr von Nordirland nach Großbritannien, nicht
umgekehrt.

Die Gespräche über ein Handelsabkommen für die Zeit nach dem Brexit
sollen in der kommenden Woche in Brüssel fortgesetzt werden. Die
Verhandlungen hatten sich bislang als äußert zäh erwiesen.