Klimaschützer protestieren gegen Kohlekraftwerk Datteln 4

14.08.2020 21:49

Datteln/Helsinki (dpa) - Mit Aktionen in Finnland und Deutschland
haben Klimaschützer am Freitag gegen das umstrittene
Steinkohlekraftwerk Datteln 4 in Nordrhein-Westfalen demonstriert. In
Datteln fuhren die Aktivisten nach Polizeiangaben mit etwa 20 Kanus
auf dem Dortmund-Ems-Kanal am Kraftwerk vorbei. Zudem hielten sie
eine Mahnwache ab. Bis zu 30 Kraftwerksgegner nahmen laut Polizei
zudem an einer Sitzblockade auf einer Brücke teil. Eine Straße musste
deshalb gesperrt werden. Die Polizei löste die Versammlung auf,
einige Teilnehmer wurden weggetragen. Von 25 Personen wurden
Personalien aufgenommen. Sie erhielten eine Anzeige wegen des
Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz.

Die Umweltorganisation BUND übergab der finnischen Botschaft in
Berlin nach eigenen Angaben eine Liste mit mehr als 40 000
Unterschriften. Darin wird Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin
aufgefordert, sich beim Energiekonzern Fortum für eine schnelle
Abschaltung des Kraftwerks einzusetzen. Dem finnischen Staat gehört
die Mehrheit der Fortum-Aktien. «Datteln 4 ist überflüssig und
widerspricht den deutschen und auch den finnischen Klimazielen»,
kritisierte Antje von Broock vom BUND.

In der finnischen Hauptstadt Helsinki blockierten rund zwei Dutzend
Aktivisten der Bewegung Extinction Rebellion vorübergehend eine
Straße vor dem Parlament, wie Aufnahmen auf Facebook und Twitter
zeigten. Die Polizei von Helsinki teilte via Twitter mit, die
Demonstration habe den Verkehr vorübergehend zum Stillstand gebracht.
Auch vor der Firmenzentrale des finnischen Energieversorgers Fortum
in Espoo wurde demonstriert. Geplant waren zudem Aktionen vor allem
vor finnischen Botschaften und Konsulaten in mehreren europäischen
Ländern.

Das Kraftwerk Datteln 4 war Ende Mai ans Netz gegangen. Klimaschützer
sehen darin einen Verstoß gegen die Empfehlungen der Kommission zum
Kohleausstieg. Bundesregierung und NRW-Landesregierung betonen, dass
im Gegenzug für Datteln 4 ältere Steinkohlekraftwerke abgeschaltet
werden. Dadurch würden die zusätzlichen Kohlendioxid-Emissionen des
neuen Kraftwerks kompensiert. Ein Uniper-Sprecher verwies darauf,
dass der Konzern bis 2025 alle anderen Steinkohlekraftwerke in
Deutschland abschalten wolle. Damit leiste Uniper einen erheblichen
Teil zum angestrebten Kohleausstieg in Deutschland.