Journalistenverbände: Dutzende Reporter in Belarus festgenommen

14.08.2020 19:02

Minsk (dpa) - Die Sicherheitskräfte in Belarus haben nach Angaben von
Journalistenverbänden seit dem Wahlsonntag auch etwa 70 Journalisten
festgenommen, die über die mutmaßliche massive Wahlfälschung und die

anschließenden Proteste berichtet hatten. 23 von ihnen seien bis zum
Donnerstag weiter festgesetzt gewesen, berichtete Reporter ohne
Grenzen am Freitag unter Berufung auf Zahlen der Belarussischen
Journalistenvereinigung (BAJ). Medienschaffende wurden demnach
willkürlich festgenommen, geschlagen und teilweise über einen
längeren Zeitraum eingesperrt.

Weiter hieß es, seit dem Wahltag seien 29 Fälle von Polizeigewalt
gegen Journalistinnen und Journalisten gezählt worden. Mindestens
sieben Medienschaffende seien schwer verletzt worden.

«Ein solcher Angriff auf die freie Presse, zumal in einem
europäischen Land, ist absolut inakzeptabel», sagte der
Vorstandssprecher von Reporter ohne Grenzen, Michael Rediske,
anlässlich des am Freitag anberaumten Außenministertreffens in
Brüssel.

Das Internet sei seit dem 9. August immer wieder ganz oder teilweise
unzugänglich, hieß es. Auch die meisten Nachrichtenseiten seien nach
wie vor blockiert.

Fast 7000 Menschen waren in den vergangenen Tagen festgenommen
worden. Viele schilderten unmenschliche Bedingungen in überfüllten
Gefängnissen.

In Belarus hält ein großer Teil der Bevölkerung die Gegnerin von
Staatschef Alexander Lukaschenko, Swetlana Tichanowskaja, für die
eigentliche Siegerin der Wahl. Die Wahlkommission sprach ihr aber nur
zehn Prozent der Stimmen zu. Ihre Unterstützer gehen von einem Sieg
mit 60 bis 70 Prozent aus. Aus Angst um ihre Sicherheit und die ihrer
Kinder ist die 37-Jährige ins benachbarte EU-Land Litauen geflüchtet.