Studie: Mehr Konflikte mit China - EU muss einig auftreten

18.09.2020 10:05

München (dpa) - Europa muss sich nach einer neuen Studie auf
wachsende Konflikte in den Wirtschaftsbeziehungen zu China
einstellen. Da vor allem kleinere EU-Länder eine schwächere
Verhandlungsposition haben, sollte die EU bei ihren Gespräche mit
Peking möglichst einig auftreten, empfiehlt das Prognos-Institut in
der am Freitag veröffentlichten Analyse. «Nur geschlossen und mit
vereinter Stimme hat Europa das erforderliche Gewicht und die Größe,
um auf Augenhöhe mit China verhandeln zu können.» Auftraggeber war
die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw)

Die Außenwirtschaftsexperten des Prognos-Instituts sehen keinen Sinn
darin, die Wirtschaftsbeziehungen zu China einzuschränken. «Von einer
stärkeren wirtschaftlichen Abschottung würde keine Seite
profitieren», heißt es in dem Papier. «Das darf nicht darüber
hinwegtäuschen, dass die Schwierigkeiten und Konflikte bei den
außenwirtschaftlichen Beziehungen künftig zunehmen dürften.» China

sei auch in den letzten Jahren schon Partner und Konkurrent gewesen.
«Vor dem Hintergrund des technologischen Aufholprozesses der
chinesischen Unternehmen ist zu erwarten, dass das
Konkurrenzverhältnis in vielen Produktsegmenten künftig noch
intensiver wird.»

So beklagen die Studienautoren, dass europäische Unternehmen bei
Investitionen in China nach wie vor größeren Einschränkungen
unterworfen seien als umgekehrt. Ein Spielfeld mit gleichen Regeln
für europäische Investoren in China und chinesischen Investoren in
der EU sei auf absehbare Zeit nicht zu erwarten. «Unter dem Strich
stehen für europäische Unternehmen Investitionsverbote in bestimmten
Bereichen, Beteiligungsobergrenzen, der Zwang zur Bildung von
Gemeinschaftsunternehmen und staatlich auferlegte
Technologietransfers», sagte dazu Bertram Brossardt,
Hauptgeschäftsführer des Auftraggebers vbw.

Risiken sieht das Prognos-Institut auch in der chinesischen «Belt and
Road»-Initiative, im Westen als «Neue Seidenstraße» bekannt. Mit de
m
Ausbau der Handelsrouten auf dem Landweg von China nach Europa
sichere sich China auch eine stärkere Kontrolle über internationale
Logistikketten. Europäische Firmen könnten nach Einschätzung der
Autoren beim Zugang benachteiligt werden: «Es beinhaltet auch das
Risiko, dass der Zugang zu den Handelsrouten der Neuen Seidenstraße
diskriminierend gestaltet wird.»