VW-Chef: Schärfere CO2-Vorgaben führen zu mehr Arbeitsplatzverlusten

20.09.2020 03:00

Wolfsburg (dpa) - Volkswagen-Chef Herbert Diess fürchtet zusätzliche
Insolvenzen und Arbeitsplatzverluste in der Autoindustrie, wenn die
EU-Kommission die CO2-Vorgaben für die Autobauer verschärfen sollte.
«Eine schnellere Transformation bedeutet auch, dass mehr
Arbeitsplätze und ganze Firmen in bestimmten Bereichen unter Druck
geraten oder verloren gehen», sagte Diess der Zeitung «Welt am
Sonntag». In anderen Bereichen würden dafür neue entstehen.

Wenn man den Wandel schneller erreichen wolle, seien dafür auch die
richtigen Rahmenbedingungen nötig, sagte Diess. «So lange der
Dieselpreis bei nur einem Euro pro Liter auf einem langjährigen
Tiefpunkt liegt, wird das schwierig.» Diess' Vorgänger Matthias
Müller hatte Ende 2017 eine Abschaffung des Steuervorteils für
Dieselkraftstoff ins Spiel gebracht.

Die Autoindustrie muss sich bis 2030 auf strengere Grenzen für den
Ausstoß von Kohlendioxid einstellen. EU-Kommissionschefin Ursula von
der Leyen hatte als neues EU-Klimaziel vorgeschlagen, den Ausstoß von
Treibhausgasen in der Europäischen Union bis 2030 um mindestens 55
Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken - statt der bisher
anvisierten 40 Prozent. Das bedeutet, dass auch der CO2-Ausstoß bei
Autos stärker sinken muss.

Aus Sicht des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer wird die
Verschärfung der EU-Klimaziele die deutsche Autoindustrie weniger
hart treffen als befürchtet. Er erwarte, dass durch die erhöhten
CO2-Reduktionsziele in der Branche maximal 13 000 Stellen zusätzlich
gestrichen werden müssen, wie laut «Welt am Sonntag» aus Berechnungen

Dudenhöffers hervorgeht.

Zugleich würden aber neue Arbeitsplätze entstehen - möglicherweise in

ähnlichem Umfang. Insgesamt rechnet Dudenhöffer damit, dass durch den
Übergang zum Elektroauto unter dem Strich rund 100 000 Jobs bis 2030
in der Autoindustrie wegfallen werden. Das schärfere Reduktionsziel
ist in dieser Rechnung bereits enthalten.