Eine Stunde geschenkt - Uhren werden Sonntagfrüh zurückgestellt

24.10.2020 14:44

Zweimal im Jahr wird an der Uhr gedreht. Das scheint vorerst auch so
zu bleiben. Obwohl das EU-Parlament 2019 eine Abschaffung vorantrieb,
ist nicht absehbar, dass nächstes Jahr damit wirklich Schluss.

Braunschweig (dpa) - Eine Stunde länger schlafen: In Deutschland geht
Sonntagfrüh die Sommerzeit zu Ende. Pünktlich um 3.00 Uhr werden am
25. Oktober die Uhren um eine Stunde auf 2.00 Uhr zurückgestellt.
Dann gilt bis Ende März wieder die Normalzeit, oft auch Winterzeit
genannt. Am 28. März 2021 werden die Zeiger wieder um eine Stunde
vorgedreht.

Im nächsten Jahr sollte die Zeitumstellung eigentlich abgeschafft
werden, so zumindest beschloss es das Europäische Parlament 2019.
Dass es dazu kommt, ist aber mehr als fraglich - ein schnelles Ende
der halbjährlichen Zeitumstellung auf europäischer Ebene ist derzeit
nicht in Sicht, weil es keine ausreichende Mehrheit unter den 27
Mitgliedstaaten gibt, welche Zeit künftig gelten soll. Ein
Flickenteppich verschiedener Zeitzonen unter Nachbarstaaten soll
vermieden werden. Es fehle derzeit eine europaweite
Folgenabschätzung, hieß es dazu kürzlich von der Bundesregierung.

Die Zeitumstellung wurde 1980 eingeführt. Damals war das Ziel, die
Tageshelligkeit besser ausnutzen zu können. Bei einer dauerhaften
Sommerzeit würde es im Westen des Kontinents im Winter sehr spät hell
werden. Bei einer ständigen Winterzeit würde die Sonne im Sommer im
Osten sehr früh aufgehen.

Nach einer Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) leiden vor
allem Familien darunter, wenn am Wochenende die Uhren wieder
umgestellt werden. Kinder müssten sich an neue Schlafenszeiten
gewöhnen. Bei einer Forsa-Umfrage im vergangenen Jahr gaben mehr als
die Hälfte der Befragten an, ihr Nachwuchs habe dadurch
Einschlafprobleme und sei gereizter oder müder als gewöhnlich.

Der technische Impuls zur Zeitumstellung geht auch an diesem Sonntag
wieder von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig
aus. Die Behörde ist für die Verbreitung der gesetzlichen Zeit in
Deutschland zuständig. Experten des Instituts sorgen dafür, dass über

einen Langwellensender mit Namen DCF77 in Mainflingen bei
Frankfurt/Main Funkuhren, Bahnhofsuhren und viele Uhren der Industrie
mit dem Signal versorgt werden.

Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Michael
Theurer, forderte die Regierung auf, ihre EU-Ratspräsidentschaft für
eine Initiative zu nutzen. «Es kommt jetzt auf die Bundesregierung
an, eine Mehrheit für eine flächendeckende Abschaffung der
Zeitumstellung zu organisieren», sagte er dem «Handelsblatt»
(Samstag). Die bisherige Regelung schaffe gesundheitliche Probleme,
insbesondere bei Kindern und älteren Menschen. «Gleichzeitig wurden
die mit der Sommer- und Winterzeit verbundenen Energieeinsparziele
nicht erreicht», so Theurer.