Oppositionsführer fordert: EU darf Venezuela-Wahl nicht anerkennen

27.10.2020 20:34

Madrid (dpa) - Wenige Tage nach seiner Flucht aus Venezuela hat der
Oppositionsführer Leopoldo López in Spanien gefordert, dass die
Europäische Union die Ergebnisse der für den 6. Dezember in seiner
Heimat angesetzten Parlamentswahl nicht anerkennt. Das habe er dem
spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez bei einem Treffen am
Dienstag gesagt, erklärte López in Madrid. Der 49-Jährige war zuvor
von Sánchez im Regierungspalast Palacio de la Moncloa empfangen
worden. Madrid hoffe auf eine friedliche und politische Lösung für
den Konflikt in dem südamerikanischen Land, teilte Sánchez'
Sozialistische Partei (PSOE) auf Twitter mit.

López forderte vor Journalisten in Madrid: «Wir wollen für Venezuela

das, was Bolivien gerade gehabt hat: freie Wahlen». Sánchez habe er
gesagt, dass die Regierung Spaniens und auch die EU die
Parlamentswahl in dem von Präsident Nicolás Maduro autoritär
regierten Land nicht anerkennen dürfe, weil es Betrug geben werde.
«Genauso wie sie das bei der Wahl von Maduro 2018 gemacht haben.» Die
venezolanische Opposition um ihn und den selbst ernannten
Interimspräsidenten Juan Guaidó werde den Kampf nicht aufgeben.

Nachdem er knapp eineinhalb Jahre in der spanischen Botschaft in
Caracas verbracht hatte, war López am Samstag aus Venezuela geflohen
und am Sonntag in Spanien eingetroffen. In Madrid traf er nach langer
Zeit seine Familie wieder. Gerüchte, seine Abreise aus Venezuela sei
mit Maduro heimlich ausgehandelt worden, wies López am Dienstag
energisch zurück. «Ich habe das (die Flucht) mit fünf Personen
organisiert, deren Namen ich nicht verraten werde.»

Spaniens Außenministerin Arancha González Laya wies den Vorwurf
Maduros zurück, Madrid habe den Oppositionsführer bei der Flucht
unterstützt. López sei «keine Geisel, sondern ein Gast» gewesen und

habe das Botschaftsgebäude auf eigene Initiative verlassen.

López war 2014 festgenommen worden, nachdem bei Protesten gegen die
Regierung Maduros mehr als 40 Menschen gestorben waren. Ein Gericht
verurteilte ihn wegen Anstachelung zu Gewalt zu fast 14 Jahren Haft.
López saß in Hausarrest, bis aufständische Soldaten auf Anweisung von

Guaidó ihn am 30. April 2019 befreiten. Ein geplanter Umsturzversuch
gegen die Regierung scheiterte damals allerdings.

Guaidó und Maduro liefern sich seit Anfang 2019 einen erbitterten
Kampf um die Macht im ölreichen Venezuela. Viele Staaten - darunter
auch die USA und Deutschland - haben Guaidó zwar als legitimen
Interimspräsidenten anerkannt. In Venezuela selbst konnte er sich
bislang aber nicht durchsetzen.