Euro verliert nach EZB-Signalen für neue Lockerung der Geldpolitik

29.10.2020 16:47

Frankfurt/Main (dpa) - Der Kurs des Euro ist am Donnerstag nach
deutlichen Signalen der Europäischen Zentralbank (EZB) für eine
zusätzliche Lockerung der bereits extrem expansiven Geldpolitik
kräftig gefallen. Am Nachmittag rutschte die Gemeinschaftswährung auf
ein Tagestief bei 1,1661 US-Dollar. Sie wurde damit einen Cent tiefer
gehandelt als am Morgen. Die EZB setzte den Referenzkurs auf 1,1704
(Mittwoch: 1,1727) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8544
(0,8527) Euro.

Die jüngste Zuspitzung der Corona-Krise mit harten Maßnahmen zur
Eindämmung der Pandemie setzt auch die europäische Notenbank unter
Zugzwang. EZB-Präsidentin Christine Lagarde lenkte auf der
Pressekonferenz nach der Zinssitzung in Frankfurt bereits den Blick
auf die nächste geldpolitische Sitzung im Dezember, wenn der
Notenbank neue Prognosen zu Wachstum und Inflation vorliegen. Dann
werde man die geldpolitischen Instrumente neu ausrichten, soweit dies
erforderlich sei, sagte die Französin.

Lagarde wurde noch deutlicher: Schon jetzt beschäftigten sich
Mitarbeiter der EZB mit der Neuausrichtung der Geldpolitik im
Dezember. Der Blick richte sich dabei nicht auf ein spezifisches
Instrument, sondern auf das komplette Instrumentarium der Notenbank.
Der geldpolitische Rat sei sich in seinen Beratungen einig gewesen,
dass weitere Maßnahmen notwendig seien. Eine Lockerung der
Geldpolitik setzt eine Währung in der Regel unter Druck.

Auf der Zinssitzung am Donnerstag hatte die EZB ihre Geldpolitik aber
noch unverändert belassen. Der Leitzins liegt in der Eurozone weiter
bei null Prozent. Außerdem wurde das Volumen des Corona-Kaufprogramms
PEPP unverändert bei 1,35 Billionen Euro belassen. Mit dem Programm
versuchen die Notenbanker gegen die wirtschaftlichen Folgen der
Corona-Krise anzukämpfen.

Zu anderen wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für
einen Euro auf 0,90430 (0,90662) britische Pfund, 122,09 (122,36)
japanische Yen und 1,0684 (1,0693) Schweizer Franken fest. Die
Feinunze Gold (31,1 Gramm) wurde am Nachmittag in London mit 1872
Dollar gehandelt. Das sind rund 5 Dollar weniger als am Vortag.