EU-Ratschef: Türkei hat bislang nicht positiven Weg gewählt

29.10.2020 23:22

Brüssel (dpa) - Das jüngste Vorgehen der Türkei im östlichen
Mittelmeer weist nach Ansicht von EU-Ratschef Charles Michel in die
falsche Richtung. Der EU-Gipfel Anfang Oktober habe Ankara einen
klaren Weg für eine positive Agenda angeboten. «Bislang hat die
Türkei diesen Weg nicht gewählt», sagte Michel am Donnerstag nach
einem Videogipfel der EU-Staats- und Regierungschefs. «Wir
verurteilen die jüngsten einseitigen Handlungen im
östlichen Mittelmeer, Provokationen und Rhetorik, die völlig
inakzeptabel sind.» Die Staats- und Regierungschefs wollten im
Dezember auf das Thema zurückkommen.

Vor vier Wochen hatten die 27 Staaten beschlossen, dass spätestens
beim Dezember-Gipfel erneut über die Lage im östlichen Mittelmeer
gesprochen und entschieden werden solle, wie es weiter geht. Bis
dahin hält die EU ihre Sanktionsdrohung gegen Ankara aufrecht.

Hintergrund ist der Erdgas-Streit zwischen der Türkei sowie den
EU-Ländern Griechenland und Zypern im östlichen Mittelmeer. Die
Spannung hatten zuletzt wieder deutlich zugenommen.

Griechenland und Zypern werfen der Türkei vor, in Meeresgebieten nach
Erdgas zu suchen, die nach dem internationalen Seerecht nur von ihnen
ausgebeutet werden dürfen. Die Regierung in Ankara weist die Vorwürfe
zurück und vertritt den Standpunkt, dass die Gewässer zum türkischen

Festlandsockel gehören. Zuletzt hatte die Türkei den umstrittenen
Einsatz ihres Gas-Forschungsschiffs «Oruc Reis» südlich der
griechischen Insel Rhodos bis zum 4. November verlängert.