Britischer Finanzminister: Kein Brexit-Handelspakt um jeden Preis

22.11.2020 18:27

London/Brüssel (dpa) - Der britische Finanzminister Rishi Sunak hält
nichts von einem Brexit-Handelspakt «um jeden Preis». «Wir machen
Fortschritte in den Gesprächen und ich bleibe hoffnungsvoll, dass wir
eine Lösung finden werden», sagte er am Sonntag in einem
BBC-Interview. Ein solches Abkommen würde sicherlich kurzfristig
vieles erleichtern. Allerdings dürfte die Corona-Krise den größten
Einfluss auf die britische Wirtschaft im kommenden Jahr haben.

Das angestrebte Freihandelsabkommen soll bereits am 1. Januar in
Kraft treten. Dann endet die Übergangsphase nach dem britischen
EU-Austritt. Ohne Vertrag droht ein harter wirtschaftlicher Bruch mit
Zöllen und anderen Handelshemmnissen. Weil ein Abkommen noch
ratifiziert werden müsste, bleiben nur noch wenige Tage für eine
Einigung. Auch am Wochenende verhandelten beide Seiten per Schalte.

Über Monate verliefen die Verhandlungen schleppend. Am Freitag teilte
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen aber mit: «Nach
schwierigen Wochen mit sehr, sehr langsamen Fortschritten sehen wir
jetzt mehr Fortschritt, mehr Bewegung bei wichtigen Punkten.» Doch
sie räumte ein, dass es noch «etliche Meter bis zur Ziellinie» seien.


Unterdessen vereinbarten Großbritannien und Kanada am Samstag ein
vorläufiges Handelsabkommen. Auf diese Weise wollen beide Staaten
ihre wirtschaftlichen Beziehungen weiterhin sicherstellen. Damit
werde der Weg für Verhandlungen ab 2021 für «ein neues, ehrgeizigeres

Abkommen geebnet», teilte Handelsministerin Liz Truss in London mit.
Der Handel mit Autos, Rindfleisch, Lachs und Gin könne ungehindert
weitergehen, erklärte Truss im Kurznachrichtendienst Twitter.