VW-Konzern verfehlt CO2-Ziele 2020 leicht - Ergebnis nicht belastet

21.01.2021 14:26

Dass die Volkswagen-Gruppe die EU-Klimaziele für ihre Autoflotte im
vergangenen Jahr knapp reißen würde, war absehbar. Jetzt gibt es
vorläufige Zahlen, die diese Erwartung bestätigen. 2021 soll die
Einhaltung aber dank weiterer Elektromodelle klappen.

Wolfsburg/Brüssel (dpa) - Der Volkswagen-Konzern hat die Flottenziele
der Europäischen Union für den Ausstoß von klimaschädlichem
Kohlendioxid (CO2) im vergangenen Jahr wie erwartet knapp verfehlt.
2020 sanken die durchschnittlichen Emissionen neu verkaufter Autos
aus der VW-Gruppe zwar um rund ein Fünftel auf 99,8 Gramm je
gefahrenem Kilometer, wie die Wolfsburger am Donnerstag mitteilten.
In dem mit einigen kleineren Herstellern bei der EU gebildeten,
maßgeblichen Pool zur CO2-Abrechnung lag VW aber insgesamt noch um
rund 0,5 Gramm über dem nötigen Zielwert. Im vierten Quartal entstehe
dem Konzern dadurch keine weitere Ergebnisbelastung, weil bereits
frühzeitig Rückstellungen gebildet worden seien, hieß es.

Die EU-Kommission muss die Abgaswerte der Hersteller noch offiziell
bestätigen. VW-Vorstandschef Herbert Diess hatte schon angekündigt,
dass die Ziele im vergangenen Jahr um weniger als ein Gramm verfehlt
worden sein dürften. Volkswagen als Konzern lag den Angaben eines
Sprechers zufolge mit den erreichten 99,8 Gramm rund ein Gramm über
den Vorgaben für den Pool. Zu diesem zählen unter anderem auch der
chinesische Joint-Venture-Partner SAIC, eine britische Tochter des
chinesischen Herstellers Geely oder das Aachener E-Auto-Unternehmen
Next.e.GO des Streetscooter-Mitgründers Günther Schuh.

In der EU gelten seit 2020 verschärfte Vorgaben für den CO2-Ausstoß.

Branchenweit sollte dieser - von Übergangsregelungen abgesehen - bei
95 Gramm pro gefahrenem Kilometer liegen. Jeder Autohersteller hat je
nach Marktposition und Schwere der produzierten Fahrzeuge eigene
individuelle Ziele zu erfüllen. Außerdem gab es «Supercredits» etwa

für die Anrechnung von E-Modellen, womit der relative Beitrag von
Verbrennern gedrückt werden kann. Weichen die realen CO2-Werte
insgesamt weit von den Zielen ab, drohen hohe Strafen: Pro verkauftem
Fahrzeug und Durchschnittsgramm zu viel sind 95 Euro fällig - was
sich im Fall großer Spannen bis zu Milliardenzahlungen addieren kann.

Derzeit legen die Verkäufe von Elektroautos und Plug-in-Hybriden auch
wegen stärkerer Förderung zu - wobei Klimaschützer kritisch auf die
Zuschaltung von Diesel- oder Benzinmotoren in Hybridmodellen
verweisen. Mit Blick auf 2021 und den erwarteten, weiter anziehenden
Absatz alternativer Antriebe äußerte sich Diess zuversichtlich.
Zunächst habe die Corona-Krise «uns hier einen Strich durch die
Rechnung» gemacht, erklärte er am Donnerstag. «Nun kommen neben
Volkswagen Pkw und Audi auch Cupra und Skoda mit weiteren E-Modellen.
Damit werden wir in diesem Jahr das Flottenziel erreichen.»

Insgesamt hatten die Folgen der Pandemie im abgelaufenen Jahr die
Auslieferungen des VW-Konzerns um 15,2 Prozent abrutschen lassen.
Deutliche Zuwächse gab es aber bei alternativen Antrieben: Für reine
E-Fahrzeuge meldete der Konzern weltweit mehr als eine Verdreifachung
auf knapp 232 000 Stück, bei Plug-in-Hybriden eine Steigerung um 175
Prozent auf über 190 000 Exemplare. Innerhalb der EU einschließlich
Großbritannien, Norwegen und Island stieg der Anteil elektrifizierter
Wagen an den Verkäufen um 8 Punkte auf 9,7 Prozent.

Die Kernmarke VW Pkw allein betrachtet erfüllte die CO2-Vorgaben 2020
nach vorläufigen Angaben des Unternehmens bereits mehr als nötig: Sie
erreichte bis zum Jahresende - auch dank des Starts der neuen
ID-Reihe - einen Neuwagen-Flottenschnitt von 92 Gramm je Kilometer, 5
Gramm unter dem Ziel. Auch Audi mit dem e-tron liege bereits
unterhalb seiner Markenschwelle, genauere Angaben hierzu gab es
zunächst nicht. Die Luxusmarken Lamborghini und Bentley mit ihren
großen Sportwagen und Limousinen zählen nicht in die Konzernbilanz
und werden getrennt ausgewertet. Bis 2050 strebt die VW-Gruppe die
Klimaneutralität an, in den kommenden fünf Jahren fließen rund 46
Milliarden Euro in den Ausbau der E-Mobilität und Hybridtechnik.

Der Konkurrent BMW schaffte 2020 Unternehmenskreisen zufolge die
Einhaltung seines CO2-Flottenziels. Er blieb nach Informationen der
Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX schon im vorigen Jahr deutlich
unter den Vorgaben: Die Münchener unterschritten mit 99 Gramm das
Soll um rund 5 Gramm. BMW-Chef Oliver Zipse hatte sich des Öfteren
selbstbewusst gegeben, was das Erreichen der Klimaziele angeht.