EU-Kommission unterstützt Einführung eines digitalen Euros

21.01.2021 15:41

Brüssel/Frankfurt (dpa) - Die EU-Kommission unterstützt Pläne der
Europäischen Zentralbank (EZB) zur Einführung eines digitalen Euros.
«Das erfordert die Digitalisierung der Wirtschaft und des
Finanzwesens», sagte Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis dem
«Handelsblatt» (Donnerstag) und anderen europäischen Medien. «Wir
beobachten, dass die Bedeutung des Bargeldes schrittweise zurückgeht.
Ein digitaler Euro ist eine zusätzliche Möglichkeit zum Bezahlen und
Sparen.»

Eine digitale Form der europäischen Währung soll das Bargeld nicht
ersetzen, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in
Frankfurt betonte: «Falls wir einen digitalen Euro haben, werden wir
trotzdem Banknoten haben. Die beiden werden nebeneinander
existieren.»

Die EZB ist gerade dabei, Tausende Rückmeldungen zum Für und Wider
eines digitalen Euros auszuwerten. «Im Frühjahr, wahrscheinlich im
April, werden wir entscheiden, ob wir mit dem Projekt fortfahren
werden», sagte Lagarde.

Zum Zeitplan sagte Dombrovskis: «Wir haben noch keinen festgelegten
Zeitplan für den digitalen Euro. EZB-Präsidentin Lagarde nannte einen
Zeitraum von fünf Jahren. Das ist zumindest eine Indikation.» Die
Kommission arbeite mit der EZB in einer Expertengruppe, um die
«institutionellen, rechtlichen und praktischen Aspekte zur Schaffung
eines digitalen Euros zu klären», sagte Dombrovskis. Lagarde sagte in
Frankfurt: «Es wird einige Jahre dauern, es ist ein kompliziertes
Thema.»

Ein digitaler Euro wäre eine Antwort auf privatwirtschaftliche
Initiativen wie Bitcoin oder das maßgeblich von Facebook getragene
Projekt Diem (zuvor: Libra). Der große Unterschied: Im Gegensatz zu
anderen Kryptowährungen stünde ein digitaler Euro unter Aufsicht
einer Zentralbank, die die Stabilität der Währung sichert. Auch
andere Notenbanken beschäftigen sich mit digitalem Zentralbankgeld -
und sind zum Teil schon deutlich weiter als das Eurosystem.