Lufthansa-Chef: EU muss Regeln zu Start- und Landerechten aussetzen

21.01.2021 16:45

Brüssel/Frankfurt (dpa) - Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat die EU
aufgefordert, in der Corona-Krise die Vergaberegeln für die Start-
und Landerechte an viel genutzten Flughäfen weiterhin auszusetzen.
Wenn es beim bisherigen Vorschlag der Kommission für den Sommer
bleibe, könnte sich Lufthansa zu umweltschädlichen Leerflügen
gezwungen sehen, um die attraktiven Slots zu erhalten. «Das wäre
verrückt», sagte der Vorstandschef der Lufthansa Gruppe am Donnerstag
bei einer Veranstaltung der Fluglotsen-Organisation Eurocontrol.

Die Start- und Landerechte an den Drehkreuzen zu bestimmten Zeiten
sind der Kern des Systems einer Netzgesellschaft wie Lufthansa, die
ihre Langstreckenflüge nur mit Umsteigern auslasten kann. Um die
Slots für die nächste Saison zu erhalten, müssen sie in normalen
Zeiten zu mindestens 80 Prozent genutzt werden, weil sie anderenfalls
von den Aufsichtsbehörden neu vergeben würden. Weltweit waren und
sind die Slot-Regeln wegen der Corona-Krise ausgesetzt worden. Die EU
hat hingegen für den Sommerflugplan vorgeschlagen, dass für den
Erhalt der Slots diese zu mindestens 40 Prozent genutzt werden
müssten.

Bislang bleibt die erhoffte Erholung des Luftverkehrs wegen neuer
Corona-Mutationen und weiterhin bestehender Reisebeschränkungen aber
aus. Eurocontrol-Chef Eammon Brennan bezifferte den aktuellen
Europaverkehr auf lediglich 14 Prozent des Niveaus aus dem Vorjahr.
Der Februar werde noch schlimmer, sagte der Lotsenvertreter. Der
Lufthansa-Konzern hat sich laut Spohr in drei Szenarien auf eine
Gesamtjahresleistung zwischen 40, 50 oder 60 Prozent eingerichtet.
Eine starke Erholung in Folge von vermehrten Impfungen und mehr Tests
werde man «irgendwann im Sommer» erleben, sagte der Lufthansa-Chef.