Frust in der EU: Astrazeneca will zunächst weniger Impfstoff liefern

22.01.2021 22:40

In der EU gibt es erneut Ärger mit einem Impfstoffhersteller:
Astrazeneca wird im Fall einer Zulassung seines Corona-Impfstoffes
zunächst weniger Dosen liefern als geplant. Die
EU-Gesundheitskommissarin findet dazu deutliche Worte.

Berlin/Brüssel (dpa) - Der Pharmakonzern Astrazeneca liefert zunächst
weniger Corona-Impfstoff an die EU als geplant. Sollte Astrazeneca
die EU-Zulassung erhalten, werde die Menge zu Beginn niedriger sein,
sagte eine Sprecherin des britisch-schwedischen Unternehmens am
Freitag auf Anfrage. Grund sei eine geringere Produktion an einem
Standort in der europäischen Lieferkette.

Nach Angaben von EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides kündigte
das Unternehmen die Lieferprobleme am Freitag im Lenkungsausschuss
zur EU-Impfstrategie an. Die EU-Kommission und Mitgliedstaaten hätten
tiefe Unzufriedenheit darüber geäußert, dass im ersten Quartal
weniger Impfstoff geliefert werden solle als geplant, erklärte
Kyriakides am Abend.

Man habe darauf bestanden, dass es einen genauen Lieferplan gebe, auf
dessen Grundlage die Mitgliedstaaten ihre Impfprogramme planen
könnten. Die EU-Kommission werde weiter auf mehr Zuverlässigkeit bei
den Lieferungen dringen und auf eine beschleunigte Verteilung der
Dosen.

Über die Probleme bei Astrazeneca hatte zunächst die «Bild»-Zeitung

berichtet. Wie «Bild» berichtete, muss der Impfstoff nach den
Mutationen in einigen Ländern angepasst werden. Bereits auf Halde
produzierte Impfstoffmengen könnten deshalb womöglich nicht
ausgeliefert werden. Zudem seien die Auswirkungen auf die Produktion
nach einem Brand in einem Werk in Indien noch nicht klar.

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums sagte dazu auf
Anfrage: «Wir gehen weiter davon aus, dass der Impfstoff von
Astrazeneca Ende kommende Woche für die EU zugelassen wird. Die EU
hat viel in die Vorproduktion dieses Impfstoffes investiert. Nach der
Zulassung wird klar, wie viel Impfstoff wann zusätzlich für
Deutschland zur Verfügung steht.»

Astrazeneca hat den Impfpstoff zusammen mit der britischen
Universität Oxford entwickelt. Er wird in Großbritannien bereits
genutzt. Für kommende Woche wird auch eine Zulassung in der
Europäischen Union erwartet.

In dieser Woche war es bereits zu einem Lieferengpass der
Impfstoffhersteller Biontech und Pfizer gekommen. Hintergrund waren
Umbauten in einem Pfizer-Abfüllwerk in Belgien. In mehreren
EU-Staaten hatte es deswegen großen Unmut gegeben, weil Impfpläne
umgestellt werden mussten.