Streit über Corona-Impfstoffe: EU-Politiker drängt Astrazeneca

25.01.2021 11:55

Brüssel (dpa) - Im Streit über die Lieferung von Corona-Impfstoff hat
der CDU-Europapolitiker Peter Liese den Hersteller Astrazeneca
aufgefordert, die angekündigten Mengen für die Europäische Union
aufzustocken. Er rechne noch am Montag mit «einer Änderung der
Lieferpläne für die EU, und zwar nach oben», erklärte der
EU-Abgeordnete und Arzt in Brüssel.

Der britisch-schwedische Konzern hatte am Freitag mitgeteilt, nach
der für diese Woche erwarteten Zulassung zunächst weniger Impfstoff
als geplant an die EU liefern zu wollen. Statt 80 Millionen
Impfstoffdosen sind bis Ende März nur 31 Millionen eingeplant, wie
Liese erläuterte. Die EU-Kommission ist darüber verärgert und hat f
ür
diesen Montag eine Sitzung einberufen, bei der Astrazeneca die
Verzögerung erklären soll.

Die EU-Kommission hatte bereits im August mit Astrazeneca einen
Vertrag über bis zu 400 Millionen Imfstoffdosen geschlossen und nach
eigenen Angaben einen dreistelligen Millionenbetrag dafür bezahlt,
die Produktion bereits vor der EU-Zulassung hochzufahren. Nach
Darstellung der EU-Kommission hätte der Konzern laut Vertrag bereits
seit der verbindlichen Bestellung Ende Oktober Mengen für die EU auf
Halde fertigen müssen. Den Hinweis der Firma auf Produktionsprobleme
bei einem Zulieferer in Belgien hält die Kommission für nicht
stichhaltig.

Auch Liese betonte, die Ankündigung des Konzerns vom Freitag dürfe
nicht das letzte Wort sein. Astrazeneca liefere «offensichtlich in
andere Teile der Welt, auch nach Großbritannien, ohne Verzögerung».
Die Begründung für die Lieferschwierigkeiten in der EU sei
fadenscheinig. Es sei auch kein Problem, den Impfstoff von
Großbritannien auf den Kontinent zu bringen. «Dem Unternehmen kann
nicht daran gelegen sein, auf Dauer seinen Ruf im größten Binnenmarkt
der Welt zu beschädigen», warnte Liese.