BIZ und EZB verstärken Kampf gegen Klimawandel

25.01.2021 12:48

Banken sind nicht unbedingt die ersten Player, die einem in den Sinn
kommen, wenn es um Umweltschutz geht. EZB und BIZ wollen das Thema
trotzdem nicht ignorieren und kündigen Maßnahmen an.

Basel/Frankfurt (dpa) - Die Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich (BIZ) und die Europäische Zentralbank (EZB)
verstärken ihren Einsatz für den Klimaschutz. EZB-Präsidentin
Christine Lagarde kündigte am Montag die Schaffung eines Zentrums für
Klimawandel an. Die Bank der Notenbanken, wie die BIZ auch häufig
genannt wird, gab den Start eines neuen Fonds bekannt, der in «grüne»

Wertpapiere mit umweltschonendem Zweck investieren soll. Die EZB will
sich daran beteiligen.

Nach dem Willen von EZB-Präsidentin Lagarde soll die Notenbank eine
gewichtigere Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen.
Zentralbanken seien zwar eindeutig nicht die Hauptakteure, wenn es
darum gehe, die globale Erwärmung zu verhindern, sagte die Französin
am Montag während einer Online-Konferenz des Frankfurter Institute
for Law and Finance. «Aber die Tatsache, dass wir nicht auf dem
Fahrersitz sitzen, bedeutet nicht, dass wir den Klimawandel einfach
ignorieren können oder dass wir keine Rolle bei seiner Bekämpfung
spielen.»

Die Französin bekräftigte, die EZB werde im Rahmen ihres Mandats zu
den Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel beitragen. «Bei der EZB
starten wir jetzt ein neues Zentrum für Klimawandel, um die
verschiedenen Fachkenntnisse und Arbeitsbereiche zum Thema Klima in
der Notenbank effizienter zusammenzuführen», führte Lagarde aus.

«Der Klimawandel betrifft alle unsere Politikbereiche. Das Zentrum
für Klimawandel bietet die Struktur, die wir brauchen, um das Problem
mit der Dringlichkeit und Entschlossenheit anzugehen, die es
verdient», sagte Lagarde. Die neue Einheit soll aus etwa zehn
Mitarbeitern bestehen, die mit bestehenden Teams in der gesamten Bank
zusammenarbeiten.

Mauricio Vargas von Greenpeace lobte, dass Lagarde die richtige
Richtung einschlage, kritisierte aber auch, dass die geplanten
Schritte nicht ausreichten. «Die EZB muss einen klaren Plan
entwickeln, wie sie aus der Klimakrise resultierende
Investitionsrisiken wirkungsvoll vermeiden kann. Sie muss auch dafür
Sorge tragen, dass ihre milliardenschweren geldpolitischen Portfolien
sowie der Sicherheitenrahmen für Bankkredite in Einklang mit den
EU-Beschlüssen zur Klimaneutralität stehen», sagte Vargas.

Unterdessen gab die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ)
den Start eines zweiten Fonds bekannt, der in «grüne» Wertpapiere
investieren soll. Nach einem bereits bestehenden Fonds in US-Dollar
soll der neue Fonds auf Euro lauten, teilte die BIZ am Montag in
Basel mit. Die Europäische Zentralbank will in den neuen Fonds
investieren.

Laut BIZ wird über die beiden Fonds zunächst ein Gesamtvolumen von
etwa zwei Milliarden US-Dollar verwaltet. Es werde jedoch erwartet,
dass das Volumen deutlich wachse. Die Fonds seien Bestandteil einer
«grünen» Initiative der BIZ, die den Zentralbanken ermöglichen soll
e,
umweltpolitische Belange in ihr Kapital- und Reservemanagement
einfließen zu lassen. Die BIZ verwaltet einen Teil dieser Reserven
für die Zentralbanken.

Mit den beiden Fonds sollen umweltfreundliche Projekte wie
erneuerbare Energien oder Energieeffizienz unterstützt werden. Die
EZB teilte mit, eigene Mittel in den neuen BIZ-Fonds einbringen zu
wollen. Damit trage die Notenbank zur Erreichung umweltpolitischer
Ziele wie den EU-Klimazielen und zur Bekämpfung des Klimawandels bei.
Die EZB hat nach eigenen Angaben derzeit «grüne» Anleihen mit einem
Marktwert von 20,8 Milliarden Euro in ihren eigenen Büchern.

Seit Anfang vergangenen Jahres läuft bei der EZB eine umfassende
Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie. Die Notenbank will dabei
ihre Formulierung von Preisstabilität ebenso unter die Lupe nehmen
wie das geldpolitische Instrumentarium und ihre Kommunikation. In den
Blick nehmen die Währungshüter dabei unter anderem auch, welche
Folgen der Klimawandel für das Ziel der Preisstabilität haben könnte.


Ob Notenbanken umweltpolitische Ziele mit ihrer Geldpolitik
unterstützen sollten, ist unter Notenbankern und Ökonomen umstritten.
Dabei geht es vor allem um die Frage, ob eine Zentralbank bei
Anleihenkäufen «grüne» Wertpapiere anderen Papieren vorziehen sollt
e.