Impfstoff-Streit: Von der Leyen telefoniert mit Astrazeneca-Chef

25.01.2021 13:16

Brüssel (dpa) - Die EU-Kommission fordert vom Hersteller Astrazeneca
die Lieferung der vertraglich vereinbarten Mengen an Corona-Impfstoff
ohne Abstriche und ohne Verzug. Dies habe Präsidentin Ursula von der
Leyen am Montag in einem Telefonat mit Firmenchef Pascal Soriot
bekräftigt, erklärte die Kommission in Brüssel.
Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides habe zudem in einem Brief
Klarstellungen von dem Pharmakonzern gefordert und an
Vertragspflichten erinnert.

Der britisch-schwedische Konzern hatte am Freitag mitgeteilt, nach
der für diese Woche erwarteten Zulassung zunächst weniger Impfstoff
als geplant an die EU liefern zu wollen. Statt 80 Millionen
Impfstoffdosen sollen bis Ende März nur 31 Millionen eingeplant sein.
Die EU-Kommission ist darüber verärgert und forderte bei einer
internen Sitzung am Montagmittag Erklärungen von Astrazeneca.

Die EU-Kommission hatte im August mit der Firma einen Vertrag über
bis zu 400 Millionen Imfstoffdosen geschlossen und nach eigenen
Angaben einen dreistelligen Millionenbetrag dafür bezahlt, die
Produktion schon vor der EU-Zulassung hochzufahren. Nach Darstellung
der EU-Kommission hätte der Konzern laut Vertrag bereits seit der
verbindlichen Bestellung Ende Oktober Mengen für die EU auf Halde
fertigen müssen. Den Hinweis der Firma auf Produktionsprobleme bei
einem Zulieferer in Belgien hält die Kommission für nicht
stichhaltig.

Ein Kommissionssprecher sagte, von der Leyen habe Soriot mitgeteilt:
«Wir erwarten von der Firma, Lösungen zu finden und alle möglichen
Spielräume auszunutzen, um schnell zu liefern.» Er wollte nicht
sagen, wie der Unternehmenschef reagiert hat.