Brexit-Folge: Fast Hälfte der Lkw verlässt Großbritannien ohne Ware

25.01.2021 13:21

London (dpa) - Knapp einen Monat nach dem Brexit sind die Ausfuhren
aus Großbritannien in die EU noch immer äußerst niedrig. «Es gibt
keine normale Nachfrage von Exporteuren. Das bedeutet, dass rund 40
Prozent der Lastwagen leer auf den Kontinent zurückkehren», sagte der
Chef des Spediteursverbands RHA, Richard Burnett, der Zeitung «The
Times» (Montag). Vor allem ausländische Unternehmen würden deutlich
seltener nach Großbritannien kommen, weil die Fahrten wegen
Zollgebühren und anderer Hürden nun kostspieliger seien.

«Sie haben Angst, im Hafen festzusitzen, falls sie nicht über die
richtigen Zollpapiere verfügen», sagte Burnett. Zudem sei die Pflicht
zu Corona-Tests «sehr unbeliebt». Auf dem Rückweg hätten sie dann
zudem keine Waren und machten keine Geschäfte.

Der Chef des Verbands der Kühlkettenunternehmen, Shane Brennan,
schrieb in einem Gastbeitrag für das Blatt: «So leere Autobahnen und
Fähren wie jetzt gab es noch nie.» Er warf der Regierung
Gleichgültigkeit vor. Minister hatten über die Handelsprobleme als
«Kinderkrankheiten» gesprochen. «Das ist nicht meine Erfahrung»,
betonte Brennan.

Vielmehr habe ein Großteil der Lebensmittelindustrie Schwierigkeiten
beim Handel mit der EU. Diese würden dauerhaft, wenn die Regierung
nicht entschlossene Maßnahmen ergreife. «Die britische
Lebensmittelindustrie steht an der EU-Grenze vor einer massiven
Mauer, und wir brauchen Hilfe dabei, sie zu erklimmen.»

Zuletzt war bekanntgeworden, dass Regierungsstellen manchen
Unternehmen nahegelegt hatten, Teile ihres Geschäfts in die EU zu
verlagern, um den Handel mit Europa nicht zu gefährden.

Großbritannien war zum 1. Januar aus der EU-Zollunion und dem
Binnenmarkt ausgetreten. Seitdem kommt es zu Verzögerungen im Handel
mit der EU, aber auch mit der britischen Region Nordirland, die de
facto weiter zur Zollunion gehört.