Migrationsorganisation: Corona verstärkt Migrationsdruck auf EU

26.01.2021 00:02

Wien (dpa) - Als Folge der Corona-Pandemie wird die Zahl der
Flüchtlinge in Europa in diesem Jahr nach Einschätzung der
Migrationsorganisation ICMPD steigen. Die Verfügbarkeit von
Impfstoffen und die Versorgung von Patienten sorgten nach
Einschätzung des in Wien ansässigen ICMPD (International Centre for
Migration Policy Development) mit dafür, dass mehr Migranten nach
Europa wollten. «Die gute Gesundheitsversorgung in Europa ist ein
Anziehungspunkt für illegale Immigranten», sagte ICMPD-Chef Michael
Spindelegger dem «Handelsblatt». «In der EU wird man gratis geimpft.

Das ist sehr attraktiv für Flüchtlinge aus Afrika, Lateinamerika und
Asien. Deshalb erwarten wir eine Zunahme der illegalen Immigration»,
so der frühere österreichische Vizekanzler und Außenminister weiter.


Die ICMPD-Experten beobachten, dass sich die illegale Einwanderung
nach Europa neue Routen erschließe. Als Beispiele nennt das ICMPD die
Fluchtrouten vom Libanon ins EU-Land Zypern oder von Mauretanien auf
die Kanarischen Inseln. Dort sei die Zahl der Migranten um 900
Prozent gestiegen. In der zentralen Mittelmeerroute über Tunesien
legte ihre Zahl im vergangenen Jahr demnach um 155 Prozent zu.

Das ICMPD (International Centre for Migration Policy Development)
wurde 1993 auf Initiative Österreichs und der Schweiz gegründet. Der
Organisation mit rund 380 Mitarbeitern gehören 18 europäische Staaten
an - seit dem vergangenen Jahr auch Deutschland.