Brexit-Vorschriften: Lieferprobleme für nordirische Gartenbetriebe

26.01.2021 04:00

Dass das Vereinigte Königreich aus dem EU-Binnenmarkt ausgetreten
ist, hat auch innerhalb des Landes Folgen. Nordirland nämlich kommt
eine Sonderrolle zu. Das treibt bei einigen Branchen die Kosten.

Belfast (dpa) - Für Gartenbaubetriebe in Nordirland ist es seit dem
Brexit schwieriger und teurer, frische Pflanzen aus Großbritannien zu
beziehen. Das größte Problem seien die vorgeschriebenen
Gesundheitszeugnisse für die Pflanzen, teilte die Organisation
Horticultural Forum for Northern Ireland der Deutschen Presse-Agentur
mit. Derzeit übernimmt zwar die britische Regierung die Kosten für
die Erstellung der Zertifikate. Aber spätestens, wenn diese Regelung
ausläuft, müssten die Betriebe die Gebühren zahlen und hätten höh
ere
Kosten, betonte das Forum.

Die Vorschriften seien streng. An Pflanzen dürfe keine Erde anhaften.
Topfpflanzen müssten in Torf, Kokos oder einem anderen
wärmebehandelten Material wachsen. «Die meisten britischen
Topfpflanzen werden aber in torfreduzierter oder torffreier Umgebung
gezüchtet, und die britischen Züchter haben möglicherweise
Schwierigkeiten, nachträglich nachzuweisen, dass die Materialien
angemessen wärmebehandelt werden», betonte die Organisation. «Zudem
muss der Topf auf einer Oberfläche ohne Bodenkontakt wachsen.»

Vor allem bei großen oder älteren Pflanzen gebe es Schwierigkeiten,
die Ansprüche der Gesundheitszeugnisse zu erfüllen. «Einige
britischen Pflanzschulen haben nordirischen Unternehmen bereits
mitgeteilt, dass sie diese Anforderungen in diesem Jahr nicht
erfüllen können», so der Verband.

Der Chef des Verbands Horticultural Trades Association, James Barnes,
sagte der BBC, einige Pflanzen wie Geißblatt und Eichen dürften wegen
der unterschiedlichen Pflanzenschutzvorschriften gar nicht mehr von
Großbritannien nach Nordirland gebracht werden. Es gebe zudem
zahlreiche Kontrollen, auch dadurch dauere der Transport länger und
sei teurer. Einige Unternehmen hätten ihr Nordirland-Geschäft bereits
eingestellt. Das Umweltministerium in London betonte hingegen,
insgesamt hätten sich die Unternehmen gut den neuen Regeln angepasst.

Nordirland kommt seit dem Brexit eine Sonderrolle zu. Im sogenannten
Nordirland-Protokoll sind spezielle Regeln festgehalten. Damit wird
eine harte EU-Außengrenze zwischen Irland und Nordirland vermieden,
denn dadurch würde ein Aufflammen alter Konflikte in der britischen
Provinz befürchtet. Das Gebiet ist damit enger an die EU gebunden als
der Rest des Königreichs und folgt weiter den Regeln des
EU-Binnenmarkts. «Für nordirische Unternehmen kann es einfacher und
günstiger sein, Pflanzen in der EU zu kaufen», betonte das
Horticultural Forum.