Umfrage: Brexit-Verzögerungen im Handel nehmen zu

24.02.2021 18:04

London (dpa) - Die Verzögerungen im Handel zwischen Großbritannien
und der EU haben einer Umfrage zufolge seit Anfang des Jahres
zugenommen. Das geht aus einer Umfrage des Chartered Institute of
Procurement & Supply (CIPS) hervor, die am Mittwoch veröffentlicht
wurde. Befragt wurden 350 Lieferkettenmanager in Großbritannien. Von
ihnen gaben knapp 60 Prozent an, dass es inzwischen länger dauert,
Waren zwischen dem Kontinent und Großbritannien hin und her zu
bewegen als noch im Januar.

Das Land hatte den europäischen Binnenmarkt und die Zollunion zum
Jahreswechsel endgültig verlassen. Seitdem gelten die Regelungen des
Handels- und Kooperationsabkommens. Damit fallen unter anderem
Zollformalitäten und Kontrollen auf Produktstandards an.

63 Prozent der Befragten klagten über mindestens zwei bis drei Tage
Verzögerung beim Warentransport vom Kontinent nach Großbritannien. Im
Januar hatten das nur 38 Prozent angegeben. Nur leicht besser ist die
Situation bei Exporten von Großbritannien: Hier gaben 44 Prozent an,
zwei bis drei Tage längere Lieferzeiten in Kauf nehmen zu müssen.
Wichtigster Faktor sind nach Ansicht von knapp der Hälfte der
Lieferkettenmanager längere Bearbeitungszeiten durch Zollbeamte an
der Grenze.

«Wir sind jetzt weit im zweiten Monat der neuen Vereinbarungen, und
die Hoffnung, dass sich Verzögerungen an der Grenze verringern, wenn
die Frachtvolumen wieder auf ein normales Maß zurückkehren und die
Zollsysteme an die neuen Prozesse angepasst werden, hat sich nicht
bewahrheitet», sagte CIPS-Chefökonom John Glen. Er fürchtet, dass die

Situation sogar noch schlimmer werden könnte, wenn Übergangsfristen
von britischer Seite auslaufen und weitere Importerklärungen
anfallen. «Die Domino-Effekte dieser Verzögerungen werden durch die
Lieferketten sickern und schließlich zu Engpässen bei Lagerbeständen

und höheren Preisen für Verbraucher führen», warnte Glen.