400 Millionen Dosen «Geisterimpfstoff» angeboten

25.02.2021 11:36

Brüssel/Berlin (dpa) - Regierungen in aller Welt haben nach
Erkenntnissen von EU-Ermittlern insgesamt 400 Millionen Dosen
Impfstoffe angeboten bekommen, die nicht direkt von den Herstellern
kommen. «Wir nennen das Geisterimpfstoffe, also irgendwelche mehr
oder weniger obskuren Angebote, die auch schon an viele Staats- und
Regierungschefs wohl gegangen sind», hieß es am Donnerstag aus
Kreisen der EU-Kommission. Die EU-Anti-Betrugsbehörde Olaf und die
Strafverfolgungsbehörde Europol hätten Ermittlungen aufgenommen.

Den Angaben zufolge wird das Thema auch bei dem Videogipfel der
Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Donnerstag zur
Sprache kommen. Nach Schätzungen von Olaf seien 400 Millionen Dosen
im Wert von bis zu drei Milliarden Euro angeboten worden, von denen
man aber nicht genau wisse, ob es sich um echten Impfstoff handele,
hieß es weiter. Es könne auch «Salzwasser in kleinen Fläschchen»

sein.

«Bild» berichtete am Donnerstag, ein privater Vermittler habe vor
wenigen Tagen zahlreichen Regierungen per E-Mail allein 100 Millionen
Dosen des Impfstoffs des britisch-schwedischen Herstellers
Astrazeneca angeboten. Als Vermittler habe ein Mann fungiert, der
zuvor auch schon Corona-Schutzausrüstung angeboten habe und in
etlichen deutschen Behörden bekannt sei.

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums bestätigte dem
«Bild»-Bericht zufolge allgemein, dass auch die Bundesregierung in
den vergangenen Wochen etliche Angebote «unterschiedlicher
Seriosität» von privaten Impfstoffvermittlern erhalten
habe. Deutschland, das an den EU-Beschaffungsmechanismus gebunden
sei, habe aber keines dieser Angebote angenommen.