Gesundheitsministerium: NRW lehnte Impfstoff aus dubioser Quelle ab

25.02.2021 15:24

Düsseldorf/Brüssel/Berlin (dpa/lnw) - Auch dem Land
Nordrhein-Westfalen ist der Impfstoff Astrazeneca auf obskuren
Vertriebswegen in einer rechtlichen Grauzone angeboten worden. «Das
Gesundheitsministerium hat das in höchstem Maße zweifelhafte Angebot
nicht weiter verfolgt», berichtete ein Sprecher am Donnerstag auf
Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf.

Nach Erkenntnissen von EU-Ermittlern haben Regierungen in aller Welt
insgesamt 400 Millionen Dosen Impfstoffe angeboten bekommen, die
nicht direkt von den Herstellern kommen. «Wir nennen das
Geisterimpfstoffe, also irgendwelche mehr oder weniger obskuren
Angebote, die auch schon an viele Staats- und Regierungschefs wohl
gegangen sind», hieß es am Donnerstag aus Kreisen der EU-Kommission.
Die EU-Anti-Betrugsbehörde Olaf und die Strafverfolgungsbehörde
Europol hätten Ermittlungen aufgenommen.

Den Angaben zufolge wird das Thema auch bei dem Videogipfel der
Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union am Donnerstag zur
Sprache kommen. Nach Schätzungen von Olaf seien 400 Millionen Dosen
im Wert von bis zu drei Milliarden Euro angeboten worden, von denen
man aber nicht genau wisse, ob es sich um echten Impfstoff handele,
hieß es weiter. Es könne auch «Salzwasser in kleinen Fläschchen»

sein.

«Bild» berichtete am Donnerstag, ein «in vielen deutschen Behörden

vernetzter Vermittler aus NRW» habe vor wenigen Tagen zahlreichen
Regierungen per E-Mail allein 100 Millionen Dosen des Impfstoffs des
britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca angeboten. Ob es sich
bei dem Anbieter, der «auf dem Graumarkt» an das Land NRW
herangetreten sei, um denselben Vermittler handele, sei dem
Landesgesundheitsministerium nicht bekannt, erklärte ein Sprecher.

Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums bestätigte dem
«Bild»-Bericht zufolge allgemein, dass auch die Bundesregierung in
den vergangenen Wochen etliche Angebote «unterschiedlicher
Seriosität» von privaten Impfstoffvermittlern erhalten
habe. Deutschland, das an den EU-Beschaffungsmechanismus gebunden
sei, habe aber keines dieser Angebote angenommen.