BMW-Betriebsratschef warnt: Massiver Stellenabbau durch Euro-7-Norm

25.02.2021 20:51

München (dpa) - BMW-Betriebsratschef Manfred Schoch hat vor dem
Verlust unzähliger Arbeitsplätze durch ein EU-weites Verbot von
Benzin- und Dieselautos ab 2025 gewarnt. «Wir werden eine
Arbeitslosigkeit erleben, wie wir sie noch nie gehabt haben. Wenn die
Politiker hier den Hebel umlegen, wird es zappenduster in
Deutschland», sagte Schoch am Donnerstagabend in München bei einem
Forum des Autoclubs Mobil in Deutschland.

Er habe Angst, dass Berlin und Brüssel nur noch das Thema Klima
sehen. Die Folgen für Arbeitsplätze, Wohlstand und individuelle
Mobilität würden ausgeblendet. «Ich warne die Politik, das Thema
Klima eindimensional anzugehen und mit dem Wohlstand in Deutschland
zu pokern», sagte der BMW-Betriebsratschef.

Die von der EU-Kommission geplante Euro-7-Norm sei de facto ein
Verbot des Verbrenners. Dann wären nicht nur viele Zulieferbetriebe
weg vom Fenster: «Das würde einen Rums geben, was Arbeitsplätze
anbelangt, wie es Deutschland noch nicht gesehen hat.» Rund fünf
Millionen Arbeitsplätze seien direkt oder indirekt von der
Autoindustrie abhängig. «Was ich in Brüssel erlebe, ist nur
verbieten, verbieten, verbieten», kritisierte Schoch. China dagegen
mache Industriepolitik und investiere massiv in neue Technologien.

Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Hildegard
Müller, lehnte die EU-Vorschläge als unrealistisch ab. Nicht jeder
könne sich sofort ein neues Elektroauto leisten, außerdem fehle die
Ladeinfrastruktur. «Ich habe den Eindruck, dass unsere Bedenken von
der Bundesregierung geteilt werden», sagte Müller.

FDP-Chef Christian Lindner sagte, wenn jetzt sogar das
Bundesumweltministerium einräume, dass die Vorgaben von Euro-7
physikalisch gar nicht erreichbar seien, sei das ein Schritt in die
richtige Richtung. Der VDA wolle neue Autos verkaufen - aber viel
einfacher wäre es, die Millionen Autos mit Verbrennermotoren auf den
Straßen bald schon mit klimaneutralen, zum Beispiel mit Solarstrom
hergestellten synthetischen Kraftstoffen fahren zu lassen. Die EU
setze falsche Anreize, weil sie E-Fuels ausnehme und Batterieautos
privilegiere.