Mecklenburg-Vorpommern will eine Million Impfstoff-Dosen Sputnik V

08.04.2021 15:30

Wie in ganz Deutschland ist auch in Mecklenburg-Vorpommern der
Corona-Impfstoff knapp. Wirtschaft und Opposition im Land fordern
schon länger, auch den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V zu
ordern. Nun scheint Bewegung in die Sache zu kommen.

Schwerin (dpa/mv) - Wie Bayern sichert sich auch
Mecklenburg-Vorpommern noch vor der möglichen EU-Zulassung den Zugang
zu dem russischen Corona-Impfstoff Sputnik V. Wie Gesundheitsminister
Harry Glawe (CDU) am Donnerstag in Schwerin mitteilte, hat sich das
Land gegenüber Russland eine Option auf Lieferung von einer Million
dieser Impfdosen gesichert. «Wir sind aktuell noch in einer Phase, wo
es große Abhängigkeiten von noch zu wenigen Herstellern gibt», sagte

Glawe, der wegen des seit Wochen schleppenden Impftempos im Land in
der Kritik steht.

Mecklenburg-Vorpommern versuche deshalb auch eigene Wege zu gehen, um
das Tempo und die Planbarkeit der Impfungen zu verbessern. Es gehe um
einen Vorvertrag, um schneller direkte Bestellungen für Sputnik V
auslösen zu können. «Die Kosten belaufen sich voraussichtlich für d
en
Bund auf rund zehn Millionen Euro», hieß es in der Mitteilung von
Glawes Ministerium.

Sputnik V benötigt allerdings noch die Zulassung durch die
Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA). Der Minister äußerte die
Hoffnung, dass dies Ende Mai oder Anfang Juni geschehe und der
Impfstoff dann auch schnell in Deutschland zum Einsatz kommen könne.
«Wir sind interessiert an langfristigen Kooperationen mit Russland.
Darüber hinaus prüft das Land, ob im Land ansässige Firmen eine
Abfüllung oder Produktion ermöglichen könnten», sagte Glawe.

Der Vorstoß Mecklenburg-Vorpommerns traf auch bei der Opposition im
Landtag auf Zustimmung. «Für eine wirksame und möglichst zügige
Bekämpfung der Corona-Pandemie wird jeder geeignete Impfstoff
gebraucht», betonte die Vorsitzende der Linksfraktion, Simone
Oldenburg. Auch wenn der Impfstoff nicht sofort zur Verfügung stehe,
könnten mit dessen Lieferung das Impftempo erhöht und mögliche
Ausfälle anderer Lieferanten kompensiert werden. Ihre Fraktion
fordere seit langem, dass auch in Deutschland der russische Impfstoff
eingesetzt werde. «Politische Ressentiments und ideologische
Vorbehalte interessieren das Virus eben so wenig wie Ländergrenzen»,
erklärte Oldenburg.

Die Bundesregierung habe bei der Impfstoffbeschaffung und bisher auch
beim Impfen eklatant versagt, konstatierte AfD-Fraktionschef Nikolaus
Kramer. «Die Lösung liegt in der ländereigenen Impfstoffbeschaffung.

Immerhin verhandelt Mecklenburg-Vorpommern mit Russland über die
Lieferung von einer Million Impfdosen Sputnik V», so Kramer weiter.
Dabei hätten Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und der
CDU-Gesundheitsexperte Sebastian Ehlers im Februar ein solches
Vorgehen noch ausgeschlossen. Kramer erneuerte die Forderung, das
Land solle eine Produktionskooperation mit Russland finanziell
unterstützen.

In Bayern soll eine Firma im schwäbischen Illertissen den russischen
Impfstoff produzieren. Eine entsprechende Absichtserklärung für die
Produktion und den Import sei unterzeichnet, hieß es am Mittwoch in
München. Nach der Zulassung soll der Freistaat 2,5 Millionen
Impfdosen erhalten.

Der CDU-Politiker Ehlers betonte, dass der Liefervertrag für
Mecklenburg-Vorpommern erst dann wirksam werden könne, wenn die
ordnungsgemäße Zulassung des Impfstoffes erfolgt sei. «Kommt es zu
der Zulassung, könnten wir die Impfkapazitäten in
Mecklenburg-Vorpommern weiter erhöhen. Das wäre eine überaus
hoffnungsvolle Nachricht», so Ehlers.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft derzeit den Antrag
auf Zulassung von Sputnik V in der EU. Im April werden Experten der
EMA in Russland zur Begutachtung der Produktion und Lagerung des
Impfstoffs erwartet. Russland gab das Mittel bereits Mitte August
2020 als weltweit ersten Corona-Impfstoff für eine breite Anwendung
in der Bevölkerung frei. Mittlerweile haben in der medizinischen
Fachpresse publizierte Daten dem Mittel hohe Wirksamkeit bescheinigt.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte unterdessen
Gespräche zwischen Deutschland und Russland über die Lieferung des
Corona-Impfstoffs Sputnik V im Falle einer EU-Zulassung an. Die
EU-Kommission habe am Mittwochabend erklärt, dass sie über Sputnik V
nicht Verträge schließen werde wie mit anderen Herstellern wie etwa
Biontech. Daraufhin habe er im EU-Gesundheitsministerrat mitgeteilt,
bilateral auch mit Russland zu reden. Doch müsse die russische Seite
zunächst die für die EU-Zulassung nötigen Daten liefern, sagte Spahn

im WDR5-«Morgenecho». Zudem erwarte er verbindliche Aussagen, «wann
welche Menge konkret nach einer Zulassung auch Deutschland erreichen
könnte».