Umweltverschmutzung in der EU soll bis 2050 runter auf Null

12.05.2021 15:35

Abgase und Schadstoffe machen nicht nur Menschen das Leben schwer.
Auch die Natur ist bedroht. Die EU-Kommission will gegensteuern und
setzt sich konkrete Ziele. Sie kommen mit einem Preisschild.

Brüssel (dpa) - Strengere Vorgaben für saubere Luft sollen jährlich
Hunderttausende Menschenleben in Europa retten. Dies ist eines der
Ziele im Aktionsplan für «Null Schadstoffe» in Luft, Wasser und
Boden, den die EU-Kommission am Mittwoch vorstellte. Bis 2050 soll
die Umweltverschmutzung so gering werden, dass sie der menschlichen
Gesundheit und der Natur nicht mehr schadet. Dafür sollen bis 2024
einige konkrete Gesetzesänderungen die Weichen stellen.

«Das ist wichtig, weil Umweltverschmutzung in der EU heute zu einem
von acht Todesfällen führt», sagte Kommissionsvize Frans Timmermans.

«Gefährlicher Krebs, Atemwegserkrankungen, all das steht in
Verbindung mit Verschmutzung, und die Verwundbarsten der Gesellschaft
leiden wie immer am meisten.» Eine Million Tier- und Pflanzenarten
auf dem Planeten seien zudem in Gefahr auszusterben.

Mit den geplanten Gegenmaßnahmen könnten auf Industrie und
Verbraucher neue Kosten zukommen. Diese seien jedoch geringer als
Nichtstun, sagte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius. Laut
EU-Kommission werden etwa die Kosten für Luftreinhaltung auf 70 bis
80 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Luftverschmutzung richte
jedoch gesundheitliche und wirtschaftliche Schäden im Umfang von 330
bis 940 Milliarden Euro jährlich an.

Die EU schätzt allein die Zahl vorzeitiger Todesfälle durch
Luftverschmutzung auf jährlich 400 000. Diese Zahl soll bis 2030 um
mehr als 55 Prozent gesenkt werden, wie es im Aktionsplan heißt.
Dafür will die Kommission die EU-Standards für Luftqualität
entsprechend neuer Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO
verschärfen. Allerdings soll erst 2022 ein konkreter Vorschlag
kommen.

Darüber hinaus seien strengere Anforderungen an Landwirtschaft,
Industrie, Verkehr, Gebäude und Energieerzeugung geplant, um
Schadstoffe an der Quelle einzudämmen, heißt es in dem Plan. Für
Autos ist bereits eine neue Schadstoff-Norm Euro 7 angekündigt. In
der Landwirtschaft geht es um Ammoniak, der in Form von Gülle als
Dünger eingesetzt wird. Dies sei ein bedeutender Vorläufer von
Feinstaub. Am billigsten sei die Vermeidung durch Veränderungen in
der Ernährung der Tiere sowie im Umgang mit Gülle und Dünger.

Weitere Etappenziele im Aktionsplan bis 2030: Der Anteil von
Menschen, die ständig unter Verkehrslärm leiden, soll um 30 Prozent
sinken. In 25 Prozent weniger Ökosystemen in der EU soll
Luftverschmutzung die Artenvielfalt gefährden. Um 50 Prozent soll die
Nutzung und das Risiko durch chemische Pestizide sinken, ebenfalls um
50 Prozent die Plastikverschmutzung im Meer sowie um 30 Prozent die
Menge an Mikroplastik, die in die Umwelt gelangt. Hausmüll soll
ebenfalls um die Hälfte schwinden.

Einige der Ziele wurden bereits im Zusammenhang mit dem großen Plan
eines «Green Deal» für ein klimaneutrales Europa bis 2050 genannt.
Und nicht alle Ziele sind bereits mit konkreten Maßnahmen oder
Gesetzesvorhaben unterlegt. In einigen Fällen wird noch geprüft,
bisweilen sollen vorhandene Vorschriften gezielter durchgesetzt
werden.

Die Ziele seien so gesteckt, dass mit den bis 2024 anvisierten
Maßnahmen realistisch erreichbar seien, sagte Sinkevicius. Dabei
setzt die Kommission auch auf neue digitale Technik wie
Präzisionslandwirtschaft zur Minimierung von Dünger, Wasser und
Pflanzenschutzmitteln.