Gericht: Spielsperre von Naki wegen Facebook-Post unrechtmäßig

18.05.2021 14:51

Straßburg (dpa) - Die Türkei hat mit einer Spielsperre und einer
Geldstrafe für den deutsch-türkischen Fußball-Profi Deniz Naki wegen

eines Facebook-Posts dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte
zufolge gegen Nakis Rechte verstoßen. Die türkischen Behörden hätte
n
nicht gezeigt, dass die angeführten Gründe für die Strafe angemessen

und ausreichend seien, teilte das Gericht am Dienstag in Straßburg
mit. Wegen Verstößen gegen Nakis Meinungsfreiheit und sein Recht auf
ein faires Verfahren muss die Türkei ihm und seinem Club Amed Sportif
Faaliyetler zusammen etwa 14 000 Euro zahlen. Auch in zwei weiteren
Fällen stellte der Gerichtshof bei Strafen des Türkischen
Fußballverbandes (TFF) wegen öffentlicher Aussagen
Menschenrechtsverstöße fest. (48909/14, 48924/16, 54540/16)

Der Disziplinarrat des Verbands hatte Naki Anfang 2016 vorgeworfen,
mit einem Post auf Facebook ideologische Propaganda betrieben und zu
Gewalt angestiftet zu haben. Der in Düren aufgewachsene frühere
Spieler des FC St. Pauli und des SC Paderborn wurde für zwölf Spiele
gesperrt und erhielt eine Geldstrafe von etwa 6000 Euro. Der
Schiedsausschuss des TFF bestätigte die Strafe. Dem
Menschenrechtsgericht zufolge gibt es wegen struktureller Mängel aber
berechtigte Gründe, die Unabhängigkeit dieser Institution
anzuzweifeln.

Im Januar 2018 sperrte die TFF Naki lebenslang und verhängte eine
weitere Geldstrafe. Diese Entscheidung war aber nicht Teil des
Urteils des Menschenrechtsgerichts vom Dienstag.

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz im
französischen Straßburg gehört zum Europarat. Gemeinsam setzen sich

die von der Europäischen Union unabhängigen Organe für den Schutz d
er
Menschenrechte in den 47 Mitgliedstaaten ein.