Kroatien für pro-westliches Montenegro - Europa zu wenig aufmerksam

16.09.2021 18:00

Zagreb (dpa) - Kroatiens Präsident Zoran Milanovic hat sich für ein
pro-westliches Montenegro unter seinem Präsidenten Milo Djukanovic
ausgesprochen. «Wir wollene einem offenen Montenegro unsere
Unterstützung geben», sagte Milanovic am Donnerstag nach einem
Treffen mit Djukanovic in Zagreb.

Der Besuch des Montenegriners erfolgte anderthalb Wochen, nachdem die
pro-serbische Regierung seines Landes die Amtseinführung des neuen
serbisch-orthodoxen Metropoliten Joanikije in der historischen
Hauptstadt Cetinje mit Polizeigewalt durchgesetzt hatte. Die
pro-montenegrinisch eingestellte Bevölkerung von Cetinje hatte den
Festakt als Machtdemonstration des pro-serbischen Lagers empfunden.

Die seit Dezember 2020 amtierende Regierung in Podgorica steht in
offenem Gegensatz zu Djukanovic, der das kleine Balkanland 2006 in
die Unabhängigkeit von Serbien und 2017 in die Nato geführt hatte.
Milanovic und Djukanovic beklagten in Zagreb die aus ihrer Sicht
fehlende Aufmerksamkeit des Westens für die Entwicklungen in
Montenegro.

«Dass es keinen Krieg gibt, dass Gott sei Dank kein Blut fließt, ist
kein Grund, Menschen in Geiselhaft zu nehmen», sagte Milanovic. Denn
Montenegro sei derzeit «eine Geisel des Desinteresses, der Krämpfe
und Spasmen der europäischen Politik».

Der Mangel an Aufmerksamkeit in den wichtigsten europäischen
Metropolen habe ein «politisches Vakuum» in der Region erzeugt,
meinte Djukanovic. Russland, das Serbien bei seinen
expansionistischen Ambitionen unterstütze, würde dies ausnutzen, um
seine eigene geopolitische Agenda voranzutreiben.