Von der Leyen: Russlands Vorgehen erinnert an «dunkle Vergangenheit»

24.05.2022 12:03

Davos (dpa) - EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat mit
Blick auf den russischen Umgang mit Getreide in der Ukraine
Parallelen zur Sowjetzeit gezogen. «In der von Russland besetzten
Ukraine konfisziert die Armee des Kremls die Getreidebestände und
Maschinen», sagte die deutsche Politikerin am Dienstag beim
Weltwirtschaftsforum in Davos. «Das erinnert einige an eine dunkle
Vergangenheit - die Zeiten der sowjetischen Beschlagnahme der Ernten
und der verheerenden Hungersnot der 1930er Jahre.»

Moskau setze nicht nur die Energieversorgung als Waffe ein, bei der
Ernährungssicherheit zeichne sich ein ähnliches Muster ab. Russland
bombardiere bewusst Getreidelager in der Ukraine und blockiere
ukrainische Schiffe mit Weizen und Sonnenblumenkernen im Schwarzen
Meer. Hinzu komme, dass Russland eigene Lebensmittel «als eine Form
der Erpressung» horte. Lieferungen seien gestoppt worden, um die
Weltmarktpreise steigen zu lassen, und Weizen werde gegen
geopolitische Unterstützung gehandelt. «Dahinter steckt nur ein
Gedanke: Russland nutzt Hunger und Getreide, um Macht auszuüben»,
sagte von der Leyen.

Dadurch schössen die Weizenpreise weltweit in die Höhe. Am stärksten

betroffen seien schwache Länder und gefährdete Bevölkerungsgruppen.
So seien etwa die Brotpreise im Libanon um 70 Prozent gestiegen. «Die
Zeichen einer wachsenden Ernährungskrise sind deutlich sichtbar.»

Die Antwort müsse europäisch und global ausfallen, sagte von der
Leyen bei der Veranstaltung in den Schweizer Alpen. So arbeite Europa
daran, das blockierte Getreide aus der Ukraine auf den Markt zu
bringen. Zudem werde die eigene Produktion gesteigert. Und Afrika
werde dabei unterstützt, die Abhängigkeit von Importen zu reduzieren.
Gemeinsam mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi arbeite man
daran, die Auswirkungen des Kriegs mit einer Veranstaltung zu
Ernährungssicherheit abzufedern.

Von der Leyen betonte: «Es ist an der Zeit, negativen Abhängigkeiten
ein Ende zu bereiten. Es ist an der Zeit, neue Verbindungen zu
schaffen. Es ist an der Zeit, alte Ketten durch neue Bindungen zu
ersetzen.»