EZB: Ukraine-Krieg belastet Finanzstabilität in der Eurozone

25.05.2022 10:00

Frankfurt/Main (dpa) - Der Krieg in der Ukraine belastet nach
Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Finanzstabilität

im Euroraum. Der russische Angriff habe zu höheren Energie- und
Rohstoffpreisen geführt, heißt es in dem am Mittwoch veröffentlichten

Finanzstabilitätsbericht der EZB. Dies stelle eine Gefahr für das
Wirtschaftswachstum und die Inflationsentwicklung dar.

«Der schreckliche Krieg in der Ukraine hat unermessliches
menschliches Leid verursacht», sagte EZB-Vizepräsident Luis de
Guindos. «Er hat auch die Risiken für die Finanzstabilität erhöht,
da
er sich auf praktisch alle Aspekte der Wirtschaftstätigkeit und die
Finanzierungsbedingungen auswirkt.»

Die Reaktion der Finanzmärkte auf den Kriegsausbruch seien weitgehend
geordnet verlaufen, stellte die Notenbank fest. Allerdings seien die
Preise für Rohstoffe und Energie weiterhin schwankungsanfällig. Hier
könnte es zu weiteren Preisanpassungen kommen, falls der Ausblick für
das Wirtschaftswachstum sich weiter eintrübe.

Die EZB sieht eine Reihe von möglichen künftigen Gefahren. Sie
verweist ebenso auf den unsicheren weiteren Verlauf des Krieges wie
auf die erwartete Normalisierung der Geldpolitik. Inzwischen hat auch
die EZB eine erste Zinsanhebung für Juli in Aussicht gestellt. Zudem
könnten sich die Corona-Krise erneut verschärfen und die chinesische
Wirtschaftsentwicklung sich weiter abschwächen.

Von Insolvenz bedroht seien im Euroraum vor allem Unternehmen, die
sich noch nicht von der Pandemie erholt hätten. Auch hoch
verschuldete Unternehmen könnten bei steigende Kreditzinsen Probleme
bekommen. Für europäische Banken haben sich die Gewinnaussichten nach
Einschätzung der EZB eingetrübt. Allerdings hätten nur wenige der
Geldhäuser ein direktes Engagement in Russland.