Habeck: Dürfen Klima- und Energiekrise nicht gegeneinander ausspielen

26.05.2022 16:25

Krieg, Klimawandel, Artensterben: Wie bewältigt man mehrere Krisen
gleichzeitig? Die Frage steht über dem Treffen der G7-Minister für
Energie, Umwelt und Klima. Umweltaktivisten fordern deutliche
Fortschritte von der Staatengruppe.

Berlin (dpa) - Die G7-Staaten müssen nach Ansicht von Klimaschutz-
und Wirtschaftsminister Robert Habeck als starke Industrienationen
ihren Beitrag leisten, um den Ausstieg aus der Kohleverstromung und
die Verkehrswende voranzubringen. Wie sie dahingehend auch «eine
gewisse Vorreiterrolle» einnehmen könnten, werde beim Treffen der
G7-Energie-, Umwelt- und Klimaminister in Berlin diskutiert, sagte
Habeck am Donnerstag. Die Minister beraten bis Freitag über
Klimaschutz, Energiesicherheit und die Bewahrung der Artenvielfalt.
Umweltaktivisten forderten deutliche Fortschritte beim
internationalen Klimaschutz.

Zur G7-Gruppe wichtiger demokratischer Wirtschaftsmächte gehören
Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, die USA und
Großbritannien. Deutschland führt derzeit den Vorsitz.

Die globalen Krisen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden,
warnte Habeck. Die «großen strukturellen Krisen unserer Zeit» - die
Energieversorgung, die Erderwärmung und die ökologischen Krisen
insbesondere mit dem Verlust der Biodiversität - müssten stattdessen
gemeinsam gelöst werden, sagte der Grünen-Politiker. Umweltministerin
Steffi Lemke (Grüne) machte deutlich, dass den Staaten gar nichts
anderes übrig bleibe: Es gebe weder Zeit noch Ressourcen dafür, die
Krisen nacheinander zu lösen.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte klare Zusagen von
den G7-Ministern. «Um den Frieden in Europa und weltweit zu sichern,
Hungersnöten entgegenzuwirken und das Klima zu schützen» müsse Habe
ck
die Ministerinnen und Minister der G7-Staaten beim Treffen in Berlin
jetzt dazu bewegen, den kompletten Ausstieg aus fossilem Strom bis
2035 zu beschließen und die Abhängigkeit von fossilem Gas
schnellstmöglich zu beenden, sagte der geschäftsführende Vorstand von

Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser, der Deutschen Presse-Agentur.

Die auch durch den russischen Krieg in der Ukraine ausgelöste
«Notlage», die es teilweise bei der Versorgungssicherheit mit
fossilen Energien gebe, bezeichnete Habeck als ersten Schritt, um
schnell aus den fossilen Energien insgesamt auszusteigen. «Was wir im
Moment erleben, ist eine Beschleunigung der ökologischen
Transformation», sagte Habeck.

Lemke erhofft sich von dem Treffen «starke Zeichen» für die Klima-
und Energiekrise sowie für die Frage der Biodiversität und des
Meeresschutzes. Sie wünsche sich verbindliche Standards für den
Tiefseebergbau, für ein Schutzabkommen für die Antarktis und für die

Verschmutzungskrise. Die Ministerin forderte, dass der Finanzrahmen
für Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt erhöht werden müsse.

Zum Ende der Konferenz soll am Freitag ein gemeinsames
Abschlusspapier veröffentlicht werden. In einer Pressekonferenz
wollen sich Habeck, Lemke sowie Vertreter Großbritanniens und Japans
äußern.