) Waffenruhe im Jemen um weitere zwei Monate verlängert

02.08.2022 21:12

Sanaa (dpa) - In letzter Minute haben die Konfliktparteien im Jemen
sich auf eine erneute Verlängerung der Waffenruhe um weitere zwei
Monate geeinigt. Diese werde unter den bereits geltenden Bedingungen
nun bis 2. Oktober verlängert, teilte der UN-Sonderbeauftragte für
den Jemen, Hans Grundberg, am Dienstagabend mit - kurz nach Ablauf
der geltenden Feuerpause im Land. Beide Seiten hätten zudem
versichert, gemeinsam auf eine noch weiter reichendere Einigung
hinarbeiten zu wollen, teilte Grundberg mit.

Im Jemen tobt seit mehr als sieben Jahren ein Bürgerkrieg, der das
arme Land auf der Arabischen Halbinsel in eine humanitäre Katastrophe
gestürzt hat. Saudi-Arabien kämpft dort mit Verbündeten seit 2015
gegen die Huthi-Rebellen, die weite Teile des Nordens beherrschen.
Riad betrachtet sie als verlängerten Arm seines Erzfeinds Iran. Die
UN und Hilfsorganisationen bemühen sich, rund 23 Millionen Menschen
im Land zu versorgen, darunter 11 Millionen Kinder. Etwa 19 Millionen
Menschen haben nicht genügend zu essen.

Die Waffenruhe war Anfang April für zunächst zwei Monate in Kraft
getreten und dann im Juni verlängert worden. Zuvor hatte es seit 2016
keine Feuerpause mehr in dem Land gegeben. Die Zahl der getöteten
Zivilisten ging zurück, ebenso die sonst regelmäßigen Angriffe der
Huthis über die Grenze nach Saudi-Arabien mit Raketen und Drohnen.
Zivilisten kamen aber weiterhin etwa durch Landminen ums Leben. Das
Analyseprojekt ACLED zählte 300 Todesopfer und 1700 Verstöße gegen
die Waffenruhe seit deren Beginn.

Die Vereinbarung habe der notleidenden Bevölkerung einen Moment der
«Ruhepause und Hoffnung» geben, teilten 30 Hilfsorganisationen mit,
darunter CARE, Oxfam und das International Rescue Committee. Dieser
Fortschritt dürfe nicht verspielt werden. Die Konfliktparteien
müssten den Menschen «erlauben, ihr Leben wieder herzustellen und
aufzubauen».

Die EU begrüßte die Verlängerung der Waffenruhe und rief alle
Parteien dazu auf, weiter mit Nachdruck an einer vollständigen
Umsetzung zu arbeiten. Es müssten zusätzliche Schritte unternommen
werden, um das Potenzial der Waffenruhe auszuschöpfen, sagte ein
Sprecher des Außenbeauftragten Josep Borrell. Zudem sagte er: «Die
Parteien sollten auch auf die Wiederaufnahme eines politischen
Prozesses unter jemenitischer Führung und unter der Schirmherrschaft
der Vereinten Nationen hinarbeiten.» Alle Bemühungen um eine
politische Lösung des Konflikts scheiterten bisher.