Affenpocken-Fälle in Europa steigen - Impfstoff teils knapp

10.08.2022 12:57

Brüssel (dpa) - Die Zahl der Affenpocken-Fälle in Europa steigt
weiter, der Impfstoff reicht in mehreren Ländern jedoch nicht mehr
aus. In Deutschland wurden erstmals mehr als 3000 Fälle gemeldet, wie
das Robert Koch-Institut (RKI) am Mittwoch mitteilte. Bei den
insgesamt 3025 Erkrankten handele es sich überwiegend um Männer.
Betroffen seien aber auch acht Frauen, zwei männliche Jugendliche und
ein vierjähriges Mädchen. Die Krankheit wird durch engen
Körperkontakt übertragen, nach Angaben des RKI bislang besonders bei
sexuellen Aktivitäten zwischen Männern.

Belgien vermeldete ebenfalls zum ersten Mal Affenpocken bei einer
Frau, wie die Gesundheitsbehörde Sciensano am Mittwoch mitteilte.
Dort wurden den jüngsten Daten zufolge 546 Affenpocken-Fälle
bestätigt. In dem Land mit mehr als 11 Millionen Einwohnern fuhren
Menschen zuletzt über die Grenze nach Lille in Frankreich, um eine
Impfung zu bekommen, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtete.

Während in Belgien zuletzt nach Angaben des Gesundheitsministeriums
nur etwa 3000 Impfdosen zur Verfügung standen, hat Frankreich laut
Gesundheitsminister François Braun genügend Impfstoff, um die
Zielgruppe von 250 000 Menschen zu impfen. Weitere 30 000 Dosen
wurden in Belgien bestellt und sollen ab Oktober geliefert werden. Um
den bestmöglichen Schutz zu erhalten, muss man zweimal geimpft
werden.

EU-weit stehen über die neue EU-Behörde Hera für gesundheitliche
Notfälle insgesamt 163 620 Impfdosen zur Verfügung, die teilweise
bereits an die Mitgliedstaaten verteilt wurden. Ein Sprecher der
EU-Kommission wies bereits am Dienstag darauf hin, dass die
Produktionskapazitäten für den Impfstoff Grenzen hätten. Man führe

derzeit Gespräche mit den betreffenden Unternehmen um zu klären, wie
die Kapazität erhöht werden könne. Der belgische Gesundheitsminister

Frank Vandenbroucke sagte, das Thema müsse bei dem nächsten Treffen
mit seinen EU-Kollegen besprochen werden.

Auch in Großbritannien wird der gegen Affenpocken eingesetzte
Impfstoff knapp. Der Sender Sky News berichtete am Mittwoch unter
Berufung auf Insider-Quellen, das Land habe nur noch einige Tausend
Dosen auf Vorrat. In einigen Regionen sei es bereits nicht mehr
möglich, Impftermine zu buchen. Die «Financial Times» zitierte ein
Regierungsschreiben, wonach neue Lieferungen nicht vor September
erwartet werden.