Anschlag nahe Klagemauer in Jerusalem - Mehrere Verletzte

14.08.2022 15:23

Seit März kommt es in Israel immer wieder zu Anschlägen. Diesmal
öffnet ein Attentäter in Jerusalems Altstadt das Feuer auf Gläubige.

Der Vorfall ereignet sich eine Woche nach Vereinbarung einer
Waffenruhe im Gaza-Konflikt.

Jerusalem (dpa) - Bei dem Anschlag eines Palästinensers in Jerusalems
Altstadt sind acht Menschen verletzt worden, zwei davon schwer. Der
Tatverdächtige, ein Einwohner des arabisch geprägten Ostteils der
Stadt, eröffnete nach israelischen Polizeiangaben in der Nacht zum
Sonntag das Feuer auf einen Bus. Er habe auch auf ein Fahrzeug auf
einem Parkplatz nahe dem Davidsgrab geschossen, sagte eine
Polizeisprecherin.

Der palästinensische Tatverdächtige wurde nach Polizeiangaben
festgenommen, nachdem er sich mehrere Stunden nach dem Anschlag
selbst der Polizei gestellt hatte. Der israelische Regierungschef
Jair Lapid sagte während der wöchentlichen Kabinettssitzung, es
handele sich um einen Einzeltäter mit kriminellem Hintergrund. «Wer
israelischen Bürgern Schaden zufügt, kann sich nirgendwo verstecken.»

Bei einer Terrorwelle in Israel seit März hat es immer wieder Tote
und Verletzte gegeben.

Einem Rettungssanitäter zufolge waren in dem Bus Gläubige von der
Klagemauer auf dem Weg in die Stadt. «Laut einem Passanten begann ein
Terrorist, wahllos auf den Bus zu schießen», sagte er. Als der
Rettungsdienst den Ort des Vorfalls erreicht habe, habe es einen
großen Tumult gegeben. Menschen seien in Panik gerannt. Eine der
Verletzten war den Angaben zufolge hochschwanger, das Baby musste mit
Notkaiserschnitt geholt werden und war ebenfalls schwer verletzt.
Vier der Verletzten waren nach Medienberichten US-Touristen,
Mitglieder einer strengreligiösen Familie.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell schrieb bei Twitter, die
Europäische Union verurteile den Terroranschlag aufs Schärfste.
«Israels Sicherheit ist für die EU von größter Wichtigkeit.»

Ein Sprecher der im Gazastreifen herrschenden
Palästinenserorganisation Hamas nannte den Anschlag eine «natürliche

Reaktion auf die Arroganz der Besatzungssoldaten und zionistischen
Siedler und ihre täglichen Verbrechen gegen unser Volk, unser Land
und unsere islamischen und christlichen heiligen Stätten». Er sprach
von fortwährendem Eindringen Israels in die Al-Aksa-Moschee.

Der Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) mit dem Felsendom und der
Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Sie ist aber
auch Juden heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Der
Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für
die Sicherheit zuständig ist. Es kommt dort immer wieder zu
Spannungen zwischen beiden Seiten. Israel hat während des
Sechs-Tage-Krieges 1967 unter anderem das Westjordanland und
Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser fordern das Gebiet als Teil
eines künftigen eigenen Staates.

Das israelische Militär hatte vor mehr als einer Woche eine
großangelegte Militäraktion gegen den Islamischen Dschihad im
Gazastreifen gestartet. Dutzende Menschen starben. Die militanten
Palästinenser feuerten daraufhin Raketen auf israelische Ortschaften.
Nach drei Tage währenden Kämpfen wurde am vergangenen Sonntag eine
Waffenruhe vereinbart.