Litauens Ex-Staatschef: Kriegsdienstverweigerer könnten Waffe sein

29.09.2022 11:01

Vilnius (dpa) - Litauens früheres Staatsoberhaupt Vytautas
Landsbergis hat davor gewarnt, dass Russen, die vor der Mobilmachung
ins Ausland fliehen, möglicherweise zur Destabilisierung ihrer
Gastländer eingesetzt werden könnten. «Jetzt fliehen sie an einen
sichereren Ort, aber die Frage ist, ob diese Massenflucht nicht auch
geplant und eine weitere hässliche Waffe ist», sagte er am Donnerstag
im Radio. Demnach könnte der Kreml «sie für einige Referenden,
Abstimmungen verwenden, um Onkel Putin um Hilfe zu bitten», sagte der
89-Jährige, der nach Litauens wiedererlangten Unabhängigkeit von der
Sowjetunion 1990 an der Spitze des baltischen EU-Landes stand.

Seit der vom russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgerufenen
Teilmobilmachung versuchen viele russische Männer, sich dem
Kriegsdienst in der Ukraine zu entziehen. Zu Zehntausenden fliehen
sie ins Ausland, etwa nach Kasachstan oder Georgien.

Innerhalb der EU gibt es bislang keine gemeinsame Linie über den
Umgang mit russischen Kriegsdienstverweigerern, die ihre Heimat
verlassen wollen. Während Deutschland auf eine einheitliche Position
dringt, lehnt Litauen etwa die Aufnahme dieser Menschen strikt ab.
«Die Russen sollten bleiben und kämpfen. Gegen Putin», schrieb
Außenminister Gabrielius Landsbergis auf Twitter. Er ist der Enkel
von Vytautas Landsbergis.