Gasverbindung zwischen Bulgarien und Griechenland in Betrieb

01.10.2022 18:18

Sofia (dpa) - Eine für die Unabhängigkeit der EU von Russlands Erdgas
wichtige Pipeline zwischen Bulgarien und Griechenland hat den Betrieb
aufgenommen. Die Pipeline wurde im Beisein von
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Samstag in der
bulgarischen Hauptstadt Sofia eingeweiht. «Heute beginnt eine neue
Ära für Bulgarien und Südosteuropa», sagte von der Leyen zum Auftak
t
der vom Staatsfernsehen übertragenen Zeremonie. Das Projekt bedeute
«Freiheit von der Abhängigkeit vom russischen Gas», betonte sie.

Die 182 Kilometer lange Gas-Pipeline zwischen der nordgriechischen
Stadt Komotini und dem mittelbulgarischen Stara Sagora wurde nach den
Worten der EU-Kommissionspräsidentin vom Beginn des Projekts 2009 an
mit 250 Millionen Euro durch die Europäische Union unterstützt. Die
Pipeline hat eine Kapazität von drei bis fünf Milliarden Kubikmetern
Gas im Jahr. Sie bindet Bulgarien an die Trans Adria Pipeline (Tap)
an. Diese leitet Erdgas von Aserbaidschan über die Türkei nach
Griechenland und weiter nach Italien.

Der gesamte Gasverbrauch Bulgariens könnte dank der neuen Verbindung
gedeckt werden, unterstrich von der Leyen. Sie erinnerte daran, dass
vor dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine das EU-Land fast
völlig vom russischen Erdgas abhängig gewesen war. «Durch die
strategische Zusammenarbeit zwischen Bulgarien und Griechenland
können wir Stabilität in der Region erreichen», betonte Bulgariens
Präsident Rumen Radew.

Dank der Inbetriebnahme der neuen Pipeline und der bereits
angelaufenen Gaslieferungen fiel der Gas-Preis in Bulgarien für
Oktober prompt um ein Drittel auf 233,36 Lewa (rund 120 Euro) für
eine Megawattstunde. Das entschied die Aufsichtsbehörde KEWR am
Samstagnachmittag.

Zur Einweihung in Sofia kamen auch die Präsidenten von Aserbaidschan,
Nordmazedonien und Serbien - Ilham Aliyev, Stevo Pendarovski und
Aleksandar Vucic - sowie die Regierungschefs von Griechenland und
Rumänien, Kyriakos Mitsotakis und Nicolae Ciuca.

Griechenlands Regierungschef Mitsotakis lobte den «weiteren
geopolitischen Sinn» der Einweihung. Der aserbaidschanische Präsident
Ilham Aliyev bekräftigte, dass sein Land mit der EU langfristig
zusammenarbeiten werde. Dabei handele es sich nicht nur um
Lieferungen von Erdgas sondern künftig auch von Strom aus
erneuerbaren Quellen. Bis 2027 sollen die Gaslieferungen aus
Aserbaidschan für die EU verdoppelt werden.