Meloni: Italien wird wieder stärker eigene Interessen verteidigen

01.10.2022 15:10

Mailand (dpa) - Italien wird sich nach Aussage der voraussichtlich
nächsten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni künftig wieder verstärk
t
um eigene Anliegen kümmern. Das kündigte die Rechtspolitikerin am
Samstag in ihrer ersten öffentlichen Rede nach dem Sieg bei den
Parlamentswahlen vor knapp einer Woche an. «Italien muss wieder dahin
zurückkehren, zuerst seine nationalen Interessen zu verteidigen»,
sagte Meloni in Mailand. «Das wird sich die nächsten Monate ändern.
»

Die Parteichefin der rechtsradikalen Fratelli d'Italia ergänzte, dass
dies keine negative Haltung gegen andere bedeute, sondern eine
positive gegenüber sich selbst. Meloni findet, dass sich Italien von
europäischen Partnern und Brüssel herumkommandieren lasse und nicht
gleichberechtigt sei. Diese Behauptung hatte sie auch im Wahlkampf
geäußert und dann am vorigen Sonntag als stärkste Partei eines
Rechtsbündnisses die absolute Mehrheit im Parlament erobert. Sie
verfolgt eine nationalistische und protektionistische Politik.

Meloni meinte, dass auch andere Länder in Europa Eigeninteressen über
jene der EU stellten. Dies kann als Kritik gegen die Bundesregierung
gewertet werden, die den Deutschen im Kampf gegen die Energiekrise
ein Hilfspaket über bis zu 200 Milliarden Euro schnürt. In Italien
wurde das als unsolidarischer Alleingang interpretiert - auch von
Noch-Premier Mario Draghi.

Meloni hatte sich nach der Wahlnacht tagelang nicht mehr öffentlich
gezeigt und behauptet, sie wolle ungestört und konzentriert an den
drängenden Problemen arbeiten. Erst in den nächsten Wochen dürfte sie

vom Staatspräsidenten den Auftrag zur Regierungsbildung bekommen.

Bei ihrem ersten Auftritt als Gast eines Events der Agrarvereinigung
Coldiretti betonte die 45-Jährige, dass der Kampf gegen die hohen
Kosten aktuell Priorität habe. Meloni meinte, Staaten dürften die
Teuerungen nicht einfach nur durch Hilfen an die Bürger ausgleichen.
«Denn dann schenken wir das Geld den Spekulanten», sagte die
Politikerin und ergänzte: «Wir müssen die Spekulation bekämpfen.»


Vor dem Auftritt hatte sich Meloni mit ihrem Verbündeten Silvio
Berlusconi von der Partei Forza Italia getroffen. Daneben ist noch
die Lega von Matteo Salvini in der Rechtsallianz. In dieser Woche
spekulierte Italien heftig, wie die Ministerien unter den drei
Parteien aufgeteilt werden. Dazu nannte Meloni keine Details.