IEA rät EU zu Gaseinsparungen - Versorgungsunterbrechung verhindern

03.10.2022 08:00

Damit Europas Gasvorräte über den Winter reichen, rät die
Internationale Energieagentur zu Einsparungen beim Verbrauch. Sonst
könnten bei einem Kälteeinbruch zum Ende der Heizperiode
Versorgungsunterbrechungen drohen.

Paris (dpa) - Die Internationale Energieagentur IEA rät der EU zu
Einsparungen beim Gasverbrauch, um leere Speicher und das Risiko von
Versorgungsunterbrechungen in diesem Winter zu verhindern. Um die
Gasvorräte bis zum Ende der Heizsaison auf einem angemessenen Niveau
zu halten, müsse die Nachfrage im Vergleich zum Durchschnitt der
vergangenen fünf Jahre um 9 bis 13 Prozent reduziert werden, heißt es
in dem am Montag in Paris vorgelegten Gasmarktbericht der IEA. Dies
stelle bei einem geringen Zufluss von Flüssiggas sicher, dass die
Gasspeicher auf einem Niveau von 25 bis 30 Prozent gefüllt bleiben.

Ohne reduzierten Gasverbrauch und bei einem vollständigen russischen
Lieferstopp ab November könnten die Speicherstände auf knapp fünf
Prozent sinken, wenn zugleich nur wenig Flüssiggas in die EU
geliefert wird. Das würde das Risiko auf Versorgungsunterbrechungen
im Falle eines späten Kälteeinbruchs erhöhen. Bei einem hohen Zufluss

von Flüssiggas blieben die Speicher nach der IEA-Analyse zu weniger
als 20 Prozent gefüllt.

«Der Einmarsch Russlands in der Ukraine und die drastische
Reduzierung der Erdgaslieferungen nach Europa schaden Verbrauchern,
Unternehmen und ganzen Volkswirtschaften erheblich - nicht nur in
Europa, sondern auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern»,
sagte der IEA-Direktor für Energiemärkte und Sicherheit, Keisuke
Sadamori. «Die Aussichten für die Gasmärkte bleiben getrübt, nicht

zuletzt wegen des rücksichtslosen und unberechenbaren Verhaltens
Russlands, das den Ruf des Landes als zuverlässiger Lieferant
erschüttert hat.» Alles deute darauf hin, dass die Märkte bis weit in

das Jahr 2023 hinein sehr angespannt bleiben.

Der weltweite Erdgasverbrauch wird 2022 voraussichtlich um 0,8
Prozent zurückgehen, wobei in Europa ein Rekordrückgang von 10
Prozent und eine unveränderte Nachfrage in der Region Asien-Pazifik
erwartet wird. Für das nächste Jahr wird mit einem Anstieg des
globalen Gasverbrauchs um 0,4 Prozent gerechnet, aber die Aussichten
seien mit einem hohen Maß an Unsicherheit behaftet, insbesondere in
Bezug auf das künftige Vorgehen Russlands und die wirtschaftlichen
Auswirkungen der anhaltend hohen Energiepreise, teilte die IEA mit.

Die derzeitige Gaskrise führt nach IEA-Einschätzung auch zu einer
längerfristigen Verunsicherung vor allem in Entwicklungsländern, wo
zumindest mittelfristig mit einem Anstieg des Erdgasverbrauchs als
Ersatz für Kohle gerechnet wurde. Außerdem gerät der internationale
Handel mit Flüssiggas wegen der stark erhöhten europäischen Importe
kurz- bis mittelfristig unter starken Druck.