USB-C für alle: Europaparlament stimmt für einheitliches Ladekabel

04.10.2022 16:17

Weniger Elektroschrott, weniger Kosten für Verbraucher und weniger
Umweltbelastung - das sollen einheitliche Ladekabel liefern.
Parteiübergreifend haben EU-Abgeordnete dem Vorhaben zugestimmt. Doch
Industrievertreter treibt eine Sorge um.

Straßburg (dpa) - Das EU-Parlament hat seine finale Zustimmung zum
einheitlichen Ladestandard USB-C für Smartphones und viele andere
Geräte gegeben. Die Abgeordneten stimmten am Dienstag nahezu
einstimmig für eine zuvor von Unterhändlern des Parlaments und der
EU-Staaten gefundene Regelung. Demnach treten die neuen Vorgaben 2024
in Kraft. In einem letzten Schritt müssen die EU-Staaten noch
zustimmen, was für den 24. Oktober vorgesehen ist. Dies gilt aber als
Formsache.

Um gesetzliche Vorgaben wurde schon lange gerungen. Vor mehr als zehn
Jahren brachte die Kommission die Ladekabelfrage erstmals auf den
Plan. 14 Hersteller - unter ihnen auch Apple - einigten sich in einer
Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für
Handy-Netzteile. Bei den Buchsen in Smartphones und Tablet-Computern
blieben von einst mehreren Dutzend Typen noch drei übrig: USB-C,
Apples Lightning-Anschluss sowie Micro-USB.

Von Vertretern verschiedener Parteien wird das Ergebnis gefeiert.
Andreas Schwab (CDU), binnenmarktpolitischer Sprecher der
EVP-Fraktion, weist darauf hin, dass es auch einfacher werde, von
einem Hersteller auf einen anderen umzusteigen. Allerdings dürften
Restbestände anderer Ladekabel auch später noch verkauft werden. Sein
SPD-Kollege René Repasi begrüßte zudem, dass die EU-Kommission noch
einen einheitlichen Standard für kabelloses Laden vorlegen soll.

Vehemente Kritik äußert hingegen der Software-, IT- und
Digital-Branchenverband Bitkom. Das Vorhaben laufe dem Grundsatz der
Technologieoffenheit zuwider, hieß es. «Innovationen etwa bei
Ladedauer oder Datenübertragung werden damit politisch ausgebremst»,
sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder.

Dem widerspricht die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini. «Anders als
manche Lobbyisten behaupten, ist die Einigung zum einheitlichen
Ladekabel offen für Innovation.» Sollte es künftig einen besseren
Anschluss geben, könne USB-C abgelöst werden - aber nur durch einen
neuen einheitlichen Standard.

Es gibt aber auch Unternehmensvertreter, die sich über die neuen
Regeln freuen. «Einheitliche Ladekabel stoppen lästigen Kabelsalat,
schonen Ressourcen und Nerven der Verbraucher», teilte der Verband
kommunaler Unternehmen mit. Der Verband vertritt unter anderem die
Interessen der Abfallwirtschaft.

Neben Mobiltelefonen fallen nun auch zahlreiche weitere Geräte unter
die neuen Regeln. Dazu zählen etwa Tablets, Digitalkameras,
Kopfhörer, Lautsprecher, E-Reader, Tastaturen und Mäuse. Für Laptops

gelten die Regeln ab dem Frühjahr 2026. Nach Angaben des
EU-Parlaments sollen die neuen Leitlinien dazu führen, dass
Verbraucher in der EU 250 Millionen Euro pro Jahr einsparen, weil
unnötige Ladegerätekäufe vermieden würden.

Zudem soll künftig bereits beim Kauf klar werden, ob ein Gerät mit
oder ohne Ladekabel verkauft wird. Darüber hinaus soll durch
spezielle Etiketten leichter festgestellt werden, ob bereits
vorhandene Ladegeräte mit dem Endgerät kompatibel sind. «So wird es
dem Kaufpublikum auch ermöglicht, fundiert zu entscheiden, ob es
nötig ist, mit einem neuen Gerät auch ein neues Ladegerät zu kaufen
»,
teilte das EU-Parlament mit.