Wegen Brexits: Gut 4000 Ärzte weniger in Großbritannien

28.11.2022 10:18

London (dpa) - Der Brexit hat einer Studie zufolge das medizinische
Personal in Großbritannien ausgedünnt. Lücken gebe es vor allem bei
Anästhesisten, Kinderärzten, Psychiatern sowie Herz- und
Lungenexperten, wie die Denkfabrik Nuffield Trust ermittelte. Demnach
arbeiteten 2021 gut 37 000 Ärztinnen und Ärzte aus europäischen
Ländern im Vereinigten Königreich. Allerdings habe der britische
EU-Austritt dazu geführt, dass medizinisches Personal langsamer
rekrutiert werde. Ohne Brexit hätte Großbritannien der Studie zufolge
aktuell rund 41 300 europäische Ärzte, fast 4300 mehr als jetzt.

Wegen des Brexits benötigen Fachkräfte nun Arbeitsvisa, die mit hohen
Kosten und großem bürokratischen Aufwand verbunden sind. Ohnehin ist
der Ärztemangel groß. Selbst wenn es gelinge, mehr Britinnen und
Briten auszubilden, werde es ohne EU- und internationale Kollegen und
angesichts der langen Studienzeit noch dauern, die Lücke zu
schließen, mahnte Kitty Mohan von der Ärztevereinigung British
Medical Association der Zeitung «Guardian» (Montag).

Der Gesundheitsdienst NHS ist chronisch unterfinanziert und
unterbesetzt. Allein in England fehlen mehr als 10 500 Ärzte. Noch
deutlich stärkere Auswirkungen hat der Brexit auf EU-Pflegepersonal.
Kamen im Geschäftsjahr 2015/16 noch 9389 Krankenschwestern und
Hebammen aus der EU ins Land, waren es 2021/22 noch 663. Allerdings
stieg die Zahl der Fachkräfte aus anderen Ländern wie Indien und den
Philippinen deutlich.

Für Dezember hat das NHS-Personal im Streit um höhere Löhne erstmals

Streiks angekündigt. Wie die Zeitung «Times» berichtete, könnten
Soldatinnen und Soldaten einspringen und etwa Krankenwagen fahren.
Kabinettsmitglied Grant Shapps sagte dem Sender Sky News, es gebe
dafür keine «unmittelbaren Pläne».