Litauen: Mehr als 150 Verfahren gegen mutmaßliche Schleuser

28.11.2022 11:59

Vilnius (dpa) - In Litauen ermitteln die Behörden in mehr als
150 Verfahren gegen mutmaßliche Schleuser, die illegal Migranten üb
er
das benachbarte Belarus in die EU bringen wollten. «In den ersten
zehn Monaten dieses Jahres wurden 154 Ermittlungsverfahren wegen
Menschenschmuggels über die Staatsgrenze eröffnet», sagte der
Vizechefs des Grenzschutzes, Rimantas Petrauskas, am Montag der
Agentur BNS. Dazu kämen noch ein halbes Dutzend weitere
Verfahren bislang im November. 

In mehr als 100 Fällen handle es nach Angaben von Petrauskas um
Ermittlungen wegen des Schleusens von belarussischer Seite aus.
Weitere 50 Verfahren wurden wegen des Schleusens von Menschen aus
ihren vorübergehenden Unterkünften in Litauen eingeleitet. «Das ist

eine ganz erhebliche Steigerung», sagte der Grenzbeamte mit Blick auf
die Vergleichzahlen aus 2021. Damals seien im gesamten Jahr etwas
mehr als 70 Verfahren in dem baltischen EU- und Nato-Land eingeleitet
worden.

Litauen hat eine fast 680 Kilometer lange Grenze zu Belarus, die Teil
der EU-Außengrenze ist. Im Spätsommer und Herbst 2021 eskalierte die
Situation dort: Tausende Menschen versuchten, illegal in die EU zu
gelangen. Die Europäische Union beschuldigte den belarussischen
Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus
Krisenregionen an die EU-Außengrenze gebracht zu haben.

Die Regierung in Vilnius hat darauf mit einem verstärkten Schutz
der Grenze und dem Bau eines Hunderte Kilometer langen Grenzzaun
reagiert. Seit Anfang August 2021 weist der litauische Grenzschutz
Migranten ab. Mehr als 8100 Personen seien daraufhin bis Jahresende
am illegalen Grenzübertritt gehindert worden. 2022 sind es nach
offiziellen Angaben bislang mehr als 10 000 Personen gewesen.