Lagarde bekräftigt Entschlossenheit im Kampf gegen Inflation

22.03.2023 12:33

Turbulenzen im Finanzsektor sorgen für Unsicherheit. Nach
Einschätzung von Bundesbankchef Nagel sind die Euro-Währungshüter mit

Zinsanhebungen aber noch nicht am Ende.

Frankfurt/Main (dpa) - EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat die
Entschlossenheit der Notenbank im Kampf gegen die hohe Inflation im
Euroraum trotz der jüngsten Bankenturbulenzen bekräftigt. «Wir werden

für Preisstabilität sorgen, und die Rückführung der Inflation auf
mittlere Sicht zu einem Wert von 2 Prozent ist nicht verhandelbar»,
sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Mittwoch
in Frankfurt. Nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Joachim Nagel
ist die EZB noch nicht am Ende ihres Zinsanhebungskurses angelangt.

Die Notübernahme der Schweizer Großbank Credit Suisse durch den
Konkurrenten UBS und die Schieflage einiger kleinerer US-Institute
hatten Sorgen auch um die Banken der Eurozone geschürt. Der
europäische Bankensektor sei dank starker Kapital- und
Liquiditätspositionen widerstandsfähig, sagte Lagarde. Die EZB sei
angesichts der aktuellen Marktspannungen bereit, das Finanzsystem
erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen und die
reibungslose Transmission der Geldpolitik aufrechtzuerhalten. «Eines
steht fest: Es gibt keinen Zielkonflikt zwischen Preis- und
Finanzstabilität», bekräftigte Lagarde.

Die EZB hatte vergangene Woche trotz der Turbulenzen den Leitzins um
0,50 Prozentpunkte angehoben. Für die Zukunft legte sich die
Notenbank angesichts der aktuell hohen Unsicherheit nicht fest.
Lagarde machte deutlich, dass sich die Währungshüter nach
Wirtschaftsdaten richten werden. «Wenn sich das Basisszenario unserer
jüngsten Projektionen bestätigen sollte, bleibt noch einiges zu tun,
um sicherzugehen, dass wir den Inflationsdruck beseitigt haben»,
bekräftigte die EZB-Präsidentin. Nach Einschätzung der EZB ist vor
allem die Kerninflation - die Teuerung ohne stark schwankende
Energie- und Nahrungsmittelpreise - nach wie vor hoch.

Nach Einschätzung von Bundesbankpräsident Nagel liegt noch ein Stück

Weg vor der EZB. Zugleich räumte Nagel im Interview mit der
«Financial Times» ein, dass sich die Zinsen dem restriktiven Bereich
näherten. Darunter verstehen Ökonomen ein Niveau, ab dem die Zinsen
die wirtschaftliche Aktivität bremsen.

Nagel unterstrich, dass die EZB Rufen nach baldigen Zinssenkungen
widerstehen müsse, wenn der Zinsgipfel erst einmal erreicht sei.
Ansonsten drohe die hohe Teuerung wieder aufzuflammen. «Unser Kampf
gegen die Inflation ist noch nicht vorbei», sagte der Bundesbankchef,
der im geldpolitischen Rat der EZB sitzt.

Die Euro-Währungshüter streben für den Euroraum mittelfristig
Preisstabilität bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. Diese
Zielmarke ist seit Monaten weit entfernt. Im Februar lag die
Inflationsrate im gemeinsamen Währungsraum bei 8,5 Prozent nach 8,6
Prozent im Januar. Angeheizt wurde die Teuerung zunächst vor allem
von gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreisen. Inzwischen erfasst
der Preisanstieg immer weitere Bereiche des Lebens.